Der Fake-Hitchcock im Zollstreit

Donald Trumps Wirtschaftsberater Peter Navarro erfand die Strafzölle – und gleich noch einen Experten dafür

Peter Navarro
Peter Navarro

Mehr als 6 Billionen Dollar sollen Donald Trumps Zölle allein an der Wall Street schon vernichtet haben. Da wird es Zeit, über Peter Navarro zu reden, der dem US-Präsidenten die Idee erst ins Ohr geflüstert hat.

In seinem ersten Wahlkampf soll Trump nach einem Wirtschaftsberater gesucht haben, der ihn als harten Verhandler und China als Feind darstellen sollte. Schwiegersohn Jared Kushner fand Navarros Buchtitel »Tod durch China« auf Amazon. Allein das soll gereicht haben, um den heute 75-jährigen Harvard-Absolventen anzustellen. In mehr als einem Dutzend Büchern stellte Navarro China – oft fern jeder Realität – als größtes Übel des Welthandels dar und forderte Boykotte. Irgendwann fiel ihm auch noch die Idee mit den Strafzöllen ein, die Trump bereits ab 2018 vor allem gegen China erstmals einsetzte.

Nach der Wahlniederlage 2020 beteiligte sich der emeritierte Wirtschaftsprofessor am illegalen Versuch, Trump im Weißen Haus zu halten. Als sich Navarro später weigerte, vor dem Kongress dazu auszusagen, musste er ein halbes Jahr hinter Gitter. Damit hatte Trump offenbar kein Problem und holte seinen Berater danach zurück ins Team.

Unproblematisch findet der Präsident auch, dass Navarro zur Unterstützung seiner Thesen oft den Harvard-Ökonom Ron Vara zitierte. 2019 kam heraus, dass der gar nicht existiert, sondern ein Anagramm von Navarro ist. Der Erfinder verwies amüsiert auf Alfred Hitchcock, der einst stets in seinen eigenen Filmen auftrat. Beim Kultregisseur wusste es nur jeder. Der fiktive Ron Vara hatte hingegen unerkannt Memos im Weißen Haus zirkulieren lassen, die erfolgreich forderten, die »Zölle bis zum Sieg zu reiten«. Welch teurer Fake.

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