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Trumps Unberechenbarkeit
Kurt Stenger über die neue Volte im US-Handelskonflikt
Analysten nannten es »moron risk premium« (etwa: Dummkopf-Risikoaufschlag), was die konservative britische Kurzzeit-Premierministerin Liz Truss im Herbst 2022 zu Fall brachte. Eine gefährliche Entwicklung bei Staatsanleihen dürfte jetzt auch dazu beigetragen haben, dass US-Präsident Donald Trump in Sachen Zölle gegen den Rest der Welt auf die Bremse tritt.
Die USA als Wirtschaftsmacht Nummer eins sind natürlich nicht Großbritannien, trotzdem können die Finanzmärkte auch für Washington zum ernsten Problem werden. Das war jetzt weniger der viel diskutierte Aktienkurseinbruch als der Renditeanstieg von US-Staatsanleihen. Wenn sich die Kredite des mit Abstand größten Staatsschuldners der Welt erheblich verteuern, kann der Haushalt ins Wanken geraten. Auch dass Trump & Co. neben Zöllen mittels eines schwachen Dollars das eigene Handelsdefizit senken wollen, sorgt für Verunsicherung. Der US-Dollar fungiert entgegen aller Unkenrufe nach wie vor auf vielen Märkten als Leitwährung.
Natürlich würde Trump niemals einräumen, dass er klein beigegeben hat. Seine toxische Männlichkeit verbietet das. Hinzu kommt, dass der Ultrarechte in einer postfaktischen Welt lebt: Seine überraschende Volte verkauft er als kluge Strategie und gab seinen Anhängern im Vorfeld sogar (illegale) Insidertipps für den Aktienkauf. Und so kann von einem Umdenken im Handelskonflikt keine Rede sein. Wie in anderen Politikfeldern bleibt das einzig Berechenbare beim Verwirrspiel der neuen Herren im Weißen Haus: Trumps Unberechenbarkeit.
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