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CSD in der Provinz: Queere Rechte verteidigen
Am kommenden Wochenende und zu Pfingsten gibt es wieder mehrere CSDs in Ostdeutschland
Wie sich die aktuelle politische Stimmung im Osten Deutschlands insbesondere jenseits der großen Städte darstellt, spiegelt sich in den Reaktionen auf Ankündigungen von regionalen Christopher-Street-Day-Paraden wider. Mit jenen wird alljährlich für die Rechte von queeren Menschen demonstriert. Mittlerweile finden sie nicht mehr nur in Großstädten wie Köln, Berlin und Hamburg, sondern auch in kleineren Städten wie Wernigerode, Rheinsberg oder – in diesem Jahr zum ersten Mal – im ostthüringischen Pößneck statt. Dagegen wird vermehrt Widerstand aus rechtsextremen und -konservativen Kreisen laut.
In Wernigerode im Harz soll es zum dritten Mal eine CSD-Demo geben. Mit der Stadtverwaltung haben sich die Veranstaltenden auf Pfingstsamstag als Termin verständigt. Dagegen regt sich in der örtlichen CDU Unmut. CDU-Stadtrat Michael Wiecker, Betreiber eines Cafés am Marktplatz, sagte der örtlichen Presse, er und weitere Gastronom*innen und Hoteliers würden sich um das Image der Stadt sorgen, Umsatzeinbußen fürchten und deshalb eine Terminverschiebung fordern. Gäste der Stadt könnten abgeschreckt werden, da in der Vergangenheit Teilnehmende der Demonstration angegriffen wurden und die Polizei einschreiten musste. Statt sich solidarisch zu zeigen, möchte man also potenzielle Opfer von Gewalt nicht in der Stadt haben. Die Veranstaltenden wie auch Oberbürgermeister Tobias Kascha (SPD) lehnten die Verschiebung ab. Kascha sieht den CSD vielmehr als Bereicherung für die Stadt.
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Im ostthüringischen Pößneck findet ebenfalls am Pfingstsamstag erstmals eine CSD-Parade statt. Unter dem Motto »Heimat ist, wo Liebe ist« wollen die Veranstaltenden ein Zeichen für Gleichberechtigung, Sichtbarkeit und Akzeptanz setzen. Rechtskonservative Kräfte versuchten, Errungenes rückgängig zu machen, heißt es im Aufruf. Dagegen wolle man sich stellen.
Der Veröffentlichung in der Regionalpresse folgten Hunderte Reaktionen in den Kommentarspalten, mehrheitlich negative. Mancher deutete an, sich ein Attentat herbeizuwünschen. Für die Veranstaltenden zeigen solche Äußerungen, dass der CSD nötig ist. Sie verweisen auch auf zahlreiche positive Kommentare. So hätten Ex-Thüringer angekündigt, für die Demo aus Berlin in die alte Heimat zu kommen.
Auch im brandenburgischen Rheinsberg wollen am 31. Mai wieder Hunderte Menschen zum dortigen CSD kommen. Im vergangenen Jahr hatte es in der Stadt erstmals eine solche Demo gegeben. Bürgermeister Frank-Rudi Schwochow (Freie Wähler) hatte mit abwertenden Kommentaren im Netz auf den Aufruf reagiert. Zudem lehnte er es ab, am Rathaus die Regenbogenflagge zu hissen. Davon wird sich auch dieses Jahr niemand abschrecken lassen.
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