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Die Boss als Bundespräsidentin
Julia Klöckner wünscht sich eine Bundespräsidentin
Bundespräsidenten heißen Horst oder Christian, Joachim oder Frank-Walter. Eine Sabine oder Petra war bisher nicht darunter, von Elif oder Yasemin ganz zu schweigen. Julia Klöckner, seit dieser Legislaturperiode Präsidentin des Deutschen Bundestags, sähe das gern anders. »Auf der Liste der Bundespräsidenten stehen seit 1949 zwölf Männer, keine Frau. Das ist das Gegenteil von Gleichberechtigung«, sagte die Christdemokratin – und plädiert für ein weibliches Staatsoberhaupt.
Etwas unerwartet kommt dieser Vorstoß, soll der amtierende Bundespräsident Steinmeier doch erst im übernächsten Jahr seinen Platz für einen Nachfolger räumen. So wirkt das Ganze ein wenig wie die aufmerksamkeitsheischende Forderung einer Politikerin, die bisher nicht gerade als feministische Aktivistin auffällig geworden ist.
Es sei »höchste Zeit für Normalität auch im höchsten Staatsamt«, meint sie. Normalität sind in der Bundesrepublik allerdings eher ein Gender-Pay-Gap von 16 Prozent, überfüllte Frauenhäuser und unbezahlte Care-Arbeit. Klöckner will ein fortschrittliches Zeichen – weil es nichts kostet.
Es ist kein Geheimnis: Mehr Frauen in der Regierung, paritätisch besetzte Doppelspitzen bei Dax-Konzernen und quotierte Rednerlisten auf internationalen Kongressen berühren die alleinerziehende Mutter, die Staatenlose, die per Katalog bestellte Leihmutter kaum. Das ist es, was die linke Publizistin Luise Meier meinte, als sie fragte: »Inwiefern kann die prekär beschäftigte Putzkraft dasselbe meinen wie ihre Arbeitgeberin, wenn es heißt ›Gleicher Lohn für gleiche Arbeit‹?«
Aber wenn man sich etwas wünschen dürfte: Warum sollte es keine Frau sein? Vielleicht eine aus dem Osten, mit Migrationsgeschichte, nicht zu alt. Muss denn jedes Staatsoberhaupt studiert haben? Kinder sollte sie haben. Und einen netten Mann.
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