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- US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy
Impfungen in den USA: Bye-bye, Evidenz
Die Auflösung der US-amerikanischen Stiko ist für das Land gefährlich
Den Machtkampf über Impfempfehlungen in den USA hat Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. jetzt kraft seiner Wassersuppe beendet: Per Handstreich entließ er alle 17 Experten des Advisory Committee on Immunization Practices (Acip). Ob das Gremium, das der deutschen Stiko ähnelt, ganz aufgelöst wird oder ob neues Personal kommt, ließ der Minister offen. Sehr viele Fachleute, die dessen krude Thesen teilen, wird er freilich nicht finden.
Finanzielle Verbindungen zu Pharmafirmen wirft Kennedy den Medizinern und Forschern in dem Gremium vor. Solche Leute sind aber ohnehin von der Acip-Mitgliedschaft ausgeschlossen. Für den erklärten Impfgegner ist jeder ein Büttel der Hersteller, der zu einer Impfung rät. Damit schürt er Unsicherheit unter Bürgern, besonders unter Eltern. Und das dürfte wohl die Absicht des dubiosen Politikers sein.
Wenige Tage zuvor strich Kennendy eine neue Acip-Empfehlung zu Covid-19-Auffrischimpfungen für Kinder und Schwangere aus dem Impfschema der Gesundheitsbehörde CDC. Schon das war ein einmaliger Vorgang, der umso skandalöser ist, als dass Kenenedy jegliche Kompetenz fehlt. Zwar lässt sich fachlich darüber streiten, ob diese Empfehlung sinnvoll ist – in Deutschland sieht das die Stiko anders. Aber es geht hier um die grundsätzliche Frage, wer auf welcher Grundlage Empfehlungen abgibt. Ohne evidenzbasierte Entscheidungen wird dogmatischer Desinformation Tür und Tor geöffnet. Und so gehen die USA mit Kennedy als Minister einer äußerst ungesunden Zukunft entgegen.
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