Die Platte zum Erfolg

Halbierte Baukosten klingen vielversprechend. Autonom werden sie den Wohnungsnotstand aber nicht beheben

Plattenbauten in Berlin – eine Vision aus Vergangenheit und Zukunft?
Plattenbauten in Berlin – eine Vision aus Vergangenheit und Zukunft?

Die neue Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) will also die Baukosten halbieren. Erst mal ein löbliches Vorhaben, schließlich rennt die Debatte über dringend benötigten Wohnraum in Deutschland in Dauerschleife – und die Bauindustrie wird nicht müde zu betonen, wie steigende Materialkosten, Bodenpreise und Bürokratie sie überlasteten. Zudem gilt serielles Bauen, durch das laut Hubertz 30 bis 40 Prozent der Kosten eingespart werden könnten, inzwischen als eine Art Tausendsassa unter den wohnpolitischen Maßnahmen. Es soll das Bauen beschleunigen und nebenbei auch noch günstigeren und klimafreundlichen Wohnraum ermöglichen. Die Platte zum Erfolg, quasi.

Zugleich schrillen bei derlei Vorstößen die sozialpolitischen Alarmglocken. Insbesondere in Zeiten einer CDU/CSU-Koalition, zu deren spendefreudigsten Geldgebern die Immolobby gehört. Da kann serielles Bauen, ohne die richtigen Einschränkungen, auch schnell zum simplen Renditentereiber verkommen und Spekulation mit Wohnraum und damit Preissteigerungen vorantreiben. Denn begrenzte Baukostensteigerungen verbessern grundsätzlich Investitionsbedingungen in den Bau, helfen gegen den Mangel an Wohnungen – insbesondere im kostengünstigen Bereich – aber erst einmal wenig. Im schlechtesten Fall verkommt der Bau-Turbo zum Renditen-Turbo.

Um tatsächlich leistbaren Lebensraum zu schaffen, bräuchte es einen sozialen Wohnungsbau-Turbo, außerdem Sanierungsprogramme, Leerstandsumwandlungen und radikale Eingriffe ins Mietrecht. Hubertz selbst forderte in der letzten Legislatur übrigens einen Mietenstopp. Das wäre doch mal eine Maßnahme. Gerne in Kombination mit seriellem Bauen.

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