Pfeffer, Perlen, Popkultur: das ideale Wochenende in Hamburg

48 Stunden in Hamburg: Spagat zwischen Glaspalästen und Gewürzen, nostalgischen Beatles-Spuren und exklusiven Hafentouren

  • Michael Marek
  • Lesedauer: 5 Min.
Beste Laune bei der Beatles-Tour: Stefanie Hempel singt Songs, die die Fab Four in Hamburg spielten.
Beste Laune bei der Beatles-Tour: Stefanie Hempel singt Songs, die die Fab Four in Hamburg spielten.

Im Zentrum der HafenCity dominiert die Elbphilharmonie, das neue Wahrzeichen der Stadt. Wie kein anderes Gebäude prägt das Konzerthaus die Stadtsilhouette. Hamburg bleibt das Tor zur Welt, denn die Elbmetropole mit einem der größten Binnenhäfen der Welt ist als Handelsdrehscheibe auch kultureller Hotspot. Herzstück und neue Mitte Hamburgs ist seit einigen Jahren wieder der Hafen. Mit dem Masterplan HafenCity haben die Stadtväter und -mütter vor 25 Jahren beschlossen, die Innenstadt zur Elbe zu öffnen. Hier lohnt es sich, auf den Boulevards und Plätzen entlang der neuen Kaimauern zu schlendern. Noch drehen sich weiter die Baukräne, aber noch in diesem Jahr will Hamburg seinen alten Hafen in einen neuen Stadtteil verwandelt haben. Ein gigantisches Vorhaben, ein Leuchtturmprojekt für die Freie und Hansestadt: Hier sind die teuersten Wohnungen der Metropole entstanden, viele preisgekrönte Bürogebäude und das größte Einkaufszentrum der Stadt. Im Fokus stehen Zehntausende Besucher aus aller Welt, die mit Kreuzfahrtschiffen in der HafenCity anlegen, übernachten und konsumieren sollen.

Gepfefferte Ausstellung

Ein schwer zu beschreibender Duft liegt in der Luft. Draußen, am Eingang, hängt ein Plakat mit einer roten Chili-Comicfigur: »Spicy’s« steht in großen schwarzen Buchstaben darauf. Hier befindet sich ein einzigartiges Gewürzmuseum. Vom nahen Hafen dröhnen die Schiffshörner herüber. »Spicy’s« liegt im Herzen der alten Hamburger Speicherstadt und ist nur einen Katzensprung von der Elbphilharmonie entfernt: ein fünfstöckiges Lagerhaus, gemauert mit den für Hamburg typischen roten Backsteinen. Schon im Treppenhaus mit seinen knarrenden Holzstufen riecht es nach Curry, Pfeffer und Ingwer. Es kribbelt in der Nase. Im zweiten Stock: eine schwere Eisentür, dahinter wartet Hamburgs schärfste Eintrittskarte zum Essen: Jeder Erwachsene bekommt eine Pfeffertüte, Kinder Gummibärchen. 900 Ausstellungsexponate gibt es zu sehen, und in diesem Museum darf man alles anfassen: Fühlen, riechen, schmecken ist hier kein Problem, sondern erwünscht.
www.spicys.de

Tour der Giganten

Der Hamburger Containerhafen ist einer der größten der Welt. Der Hafen steht nie still: 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr ist er in Betrieb. Gleichzeitig sind Hafenterminals Sicherheitsbereiche, und für die Öffentlichkeit heißt es dann »Zutritt verboten!« Anders bei einer exklusiven Bustour hinter die Kulissen: Der Containerterminal Altenwerder (CTA) verfügt über eine der modernsten, weitgehend automatisierten Anlagen weltweit. Und das lässt sich per Bus erkunden: riesige Containerbrücken, hochbeinige Van Carrier, fahrerlose Transportplattformen – die spannende Welt der Logistik. Während der Rundfahrt erklären fachkundige Guides alle technischen Details des Containerterminals. Inmitten haushoher Kräne, endlos langer Containerreihen und riesiger Frachtschiffe wird der Hamburger Hafen aus einer anderen Perspektive erlebbar.
www.jasper.de/tickets-und-termine

Udos Lieblings-Eierlikör

Hamburgs bekanntester Rock’n’Roller hat seinen eigenen Kultort. Wo, wenn nicht auf der Hamburger Reeperbahn, die Udo Lindenberg einst als »geile Meile« besang? Im Amüsierviertel auf St. Pauli, zwischen Großer Freiheit, Davidswache und Herbertstraße steht das »Udoversum«. Kein herkömmliches Museum, keine belehrende Ausstellung befindet sich im vierten Stock des Klubhauses St. Pauli, sondern eine interaktive Lebenswerkschau. Auf 700 Quadratmetern werden die Lebensstationen des mittlerweile 78-Jährigen nachgezeichnet: von Lindenbergs Jugendzeit, seinem zeitweiligen Wohnsitz im Hotel »Atlantic« über den politischen Rock’n’Roller, der gegen Homophobie, Alt- und Jungnazis gesungen hat, bis hin zu seiner letzten Konzerttournee. Am Ende der Tour gibt es Udos Lieblings-Eierlikör gratis. Wohl bekomm’s!
www.panikcity.de

Auf den Spuren der Fab Four

Nicht in Liverpool, sondern in Hamburg begann 1960 die Karriere der Beatles. Hier wurde aus einer talentierten Band jenes magische Quartett, das Menschen auf der ganzen Welt elektrisieren und die Popmusik revolutionieren sollte. Die Musiker wohnten damals in einer ärmlichen Hinterhof-Kaschemme auf der Reeperbahn. Lennon und Co. verschuldeten sich in den Kneipen und landeten sogar wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses in Polizeigewahrsam. Zu den Originalschauplätzen der Hamburger Beatlemania und ihren Geschichten geht es auf Hempel’s Beatles-Tour. Immer dabei: ihre kleine Ukulele, mit der die Hamburgerin durch das berühmte Rotlichtviertel führt. Dort, in den Straßen St. Paulis, auf der Großen Freiheit und der Reeperbahn, singt Stefanie Hempel die Songs, die die Beatles damals Abend für Abend in den verrauchten Clubs zum Besten gaben. Am Ende jeder Tour gibt es ein Abschlusskonzert mit den großen Hits.
www.hempels-musictour.de

Skandalmüll mit Aussicht

Ganze 40 Meter ist er hoch – und damit in Hamburg schon ein richtiger Berg, den man besteigen kann. Dazu ein sanft geschwungener Rundweg auf Stelzen, ein Steg aus Stahl und Holz. Die Großstadt liegt einem zu Füßen, und man weiß gar nicht, wohin man zuerst schauen soll: auf die Hafensilhouette, die Elbphilharmonie, die Hauptkirchen, das Rathaus, die Autobahnen, die sich vor einem kreuzen und die in die Stadt hinein- und aus ihr herausführen, das Umland mit seinen Obst- und Gemüseanbauflächen? Und doch steht man auf einer ehemaligen Mülldeponie, die zum Berg geworden ist. Und was für eine! Schicht für Schicht wurde hier Müll aufgeschüttet. Erst Trümmer- und Bauschutt der Nachkriegszeit, dann der übliche Hausmüll der Wirtschaftswunderjahre. Und schließlich gefährliche Industrieabfälle – Dioxin, ein langlebiger, giftiger Schadstoff. Heute ist die Deponie ein faszinierender Ort, die von ihrer Geschichte und dem Umgang mit der Natur erzählt: einerseits eingezäunt, streng bewacht, mit Messstationen übersät. Andererseits mit Wanderwegen und einem spektakulären Informationszentrum.
www.stadtreinigung.hamburg/ueber-uns/energieberg-georgswerder

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