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Basketball-EM: Die DBB-Frauen sind zurück in der Außenseiterrolle

Deutschlands Basketballerinnen gehen ersatzgeschwächt in die Heim-Vorrunde der Europameisterschaft

  • Lennart Garbes
  • Lesedauer: 5 Min.
Die 21-jährige Frieda Bühner (M.) spielte trotz vieler Probleme im deutschen Team eine starke EM-Vorbereitung.
Die 21-jährige Frieda Bühner (M.) spielte trotz vieler Probleme im deutschen Team eine starke EM-Vorbereitung.

Eigentlich soll es was zum Umhängen geben. Nach zwei Viertelfinalniederlagen bei der Europameisterschaft 2023 und den Olympischen Spielen in Paris im vergangenen Sommer wollen die deutschen Basketballerinnen endlich um die Medaillen mitspielen. Bei der anstehenden EM wurde das Halbfinale zum Ziel erklärt – erst recht, weil man die Vorrundenspiele gegen Schweden, Spanien und Großbritannien vor den eigenen Fans in Hamburg austrägt.

»Wir wollen eine Medaille. Wir wollen zeigen, dass wir da oben in Europa mitspielen können«, verkündete Marie Gülich, die Teamkapitänin des Deutschen Basketball-Bundes (DBB), zum Start der Vorbereitung auf die Eurobasket 2025, deren Vorrunde vom 18. bis 22. Juni in Hamburg, Bologna, Brno und Piräus ausgetragen wird, wobei jeweils eine Vierergruppe in einer Stadt spielt. Doch seit dieser selbstbewussten Ankündigung ist so gut wie alles schiefgelaufen, was hätte schieflaufen können. Schon im ersten Testspiel gegen Tschechien verletzte sich Kapitänin Gülich schwer am Knie. Die Centerspielerin wird mit einem Kreuzbandriss lange ausfallen.

DBB-Frauen vom Verletzungspech verfolgt

»Marie ist ein großer Verlust für unser Team. Niemand wird sie ersetzen können. Jeder muss seinen Beitrag leisten, um die Lücke zu füllen«, erklärte Bundestrainerin Lisa Thomaidis nach der Hiobsbotschaft, nur um wenig später die nächsten Ausfälle zu beklagen. Alina Hartmann zog sich im Testspiel gegen Belgien vor einer Woche eine Meniskusverletzung zu und wird die EM genauso verpassen wie Nyara Sabally. Die jüngere Sabally-Schwester, die im vergangenen September mit New York Liberty die Meisterschaft in der WNBA gewann, musste kurzfristig absagen, weil ihr nach zwei Kreuzbandrissen lädiertes rechtes Knie wieder Probleme macht.

Die WNBA ist auch der Grund, warum Nyaras ältere Schwester Satou nicht bei der EM dabei ist. Die beste deutsche Basketballerin wechselte im Februar von den Dallas Wings zu Phoenix Mercury. Danach hatte die 27-Jährige schon frühzeitig verkündet, nicht an der EM teilzunehmen, um sich voll auf die Herausforderung bei ihrem neuen Team zu konzentrieren. Die nordamerikanische Profiliga macht für Europameisterschaften keine Pause. Nur für Olympia wird die Saison unterbrochen.

Nur zwei deutsche WNBA-Spielerinnen bei der EM

Die Hoffnungen für die EM ruhen deswegen auf den anderen beiden USA-Legionärinnen im deutschen Kader: Leonie Fiebich, ebenfalls bei New York unter Vertrag, und Luisa Geiselsöder, die mit Dallas aktuell ihre erste Saison in der besten Liga der Welt spielt, haben von ihren Teams trotz der kollidierenden Spielpläne eine Freigabe bekommen. Allerdings verpassten beide wegen der Terminkollision den Großteil der Vorbereitung. Beim Media Day am Dienstag wollte Fiebich, die das deutsche Team in Abwesenheit von Satou Sabally und Marie Gülich anführen soll, deswegen vorerst kein Medaillen-Ziel mehr ausgeben: »Wir müssen von Spiel zu Spiel schauen, was möglich ist«, sagte die 25-Jährige der »Hamburger Morgenpost«.

Eine realistische Einschätzung, nachdem Deutschland in den vier Testspielen vor der Eurobasket nur gegen die Türkei ein Sieg gelungen war. In den beiden Duellen gegen die amtierenden Europameisterinnen aus Belgien gab es mit 80:45 und 97:60 sogar zwei richtige Abreibungen. Dabei hakte es vor allem in der Offensive der DBB-Frauen. Nur gegen die Türkinnen schaffte Deutschland mehr Assists als Ballverluste. Außerdem mangelte es an Gefahr aus der Distanz. Die Dreierquote des deutschen Teams war in allen vier Vorbereitungsspielen unterdurchschnittlich.

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Einen Lichtblick gab es trotzdem. Ohne die WNBA-Spielerinnen schwang sich Frieda Bühner zur Gewinnerin der EM-Vorbereitung auf. Gegen die Türkei gelangen ihr 30 Punkte und 12 Rebounds, persönliche Bestwerte im Nationaltrikot. Auch gegen Tschechien (19) und im zweiten Spiel gegen Belgien (20) punktete Bühner, die in Madrid bei CB Estudiantes spielt, stark. Sie war die einzige Deutsche, die konstant ihre Dreipunktwürfe traf. Hält sie ihre Form, könnte die 21-Jährige an der Seite von Fiebich und Geiselsöder schon bei dieser EM zu einer Schlüsselspielerin im deutschen Team reifen.

Ein junges Team mit viel Potenzial

Die Zukunft des deutschen Basketballs sieht also weiterhin rosig aus. Das verdeutlichen auch die Nominierungen der 17-jährigen Clara Bielefeld und der 21-jährigen Hilke Feldrappe, die beide aktuell in den USA am College ausgebildet werden. Die beiden Talente verbrachten in der Vorbereitung ihre ersten Wochen im Kreis des Nationalteams und wurden nach vielversprechenden Leistungen von Bundestrainerin Lisa Thomaidis direkt mit zwei Plätzen im 12er-Kader belohnt.

Zu den Favoritinnen auf eine Medaille zählt dieses junge deutsche Team ohne Kapitänin Gülich und die Sabally-Schwestern allerdings nicht mehr. Frankreich, Serbien, Belgien und auch die deutschen Gruppengegnerinnen aus Spanien sind stärker einzuschätzen. Mit dem Heimvorteil im Rücken sollte aber zumindest Platz zwei in der Gruppe D möglich sein, der ebenfalls fürs Weiterkommen reicht. »Das Viertelfinale ist das Ziel, und in einer K.-o.-Runde ist sowieso alles möglich«, erklärte DBB-Sportdirektor Peter Radegast vor dem Start der Eurobasket die inzwischen leicht angepasste Zielvorgabe.

Die Endrunde, die vom 24. bis 29. Juni in Piräus stattfindet, wäre angesichts der schwierigen Voraussetzungen tatsächlich ein Achtungserfolg und ein wichtiger Hinweis, wie gut dieses Team sein kann, wenn Superstar Satou Sabally wie angekündigt bei der Heim-WM 2026 wieder dabei sein wird. Auch mit Blick auf das nächste Jahr dürfte die EM deswegen ein spannendes Turnier für die DBB-Frauen werden.

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