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Pandemie-Aufarbeitung: Für die Zukunft lernen
Wolfgang Hübner über die nicht endende Corona-Debatte
Wie stark die Corona-Pandemie die Gesellschaft durchgerüttelt hat, merkt man erst im Blick zurück. Das Thema lässt die Politik und die Menschen nicht los. Über allem schwebt die Frage: Wie gut sind wir auf die nächste Pandemie vorbereitet? Das wäre zumindest ein sinnvoller Ausgangspunkt, um die Krise und den Umgang damit aufzuarbeiten – kritisch und selbstkritisch, nicht als Tribunal, sondern als Suche nach den Dingen, die man besser machen kann und muss.
Aber das ist eher ein frommer Wunsch. Da wird ein Gutachten zu fragwürdigen Methoden bei der milliardenschweren Maskenbeschaffung unter Gesundheitsminister Jens Spahn von der heutigen CDU-Amtsinhaberin seitenweise geschwärzt herausgegeben und sofort zum Gegenstand parteipolitischen Gezänks und persönlicher Herabwürdigung gegenüber der Autorin. Da wird eine Anfrage der Grünen an die Bundesregierung von der CDU-geführten Bundestagsverwaltung blockiert, als sei diese Teil der Exekutive.
Es kann nicht darum gehen, mit heutiger Kenntnis besserwisserisch über die damals Handelnden herzufallen, die von der Krise getrieben waren. Sondern es geht darum, für die Zukunft zu lernen. Dazu sind Offenheit und Ehrlichkeit nötig; auch um herauszufinden, wer damals seinen teuren Vorteil suchte und fand. Spahn ist dabei kaum behilflich. Und das in einer Zeit, da Tausende Gewerbetreibende ihre Coronahilfen zurückzahlen sollen, was bei nicht wenigen eine Existenzfrage ist. Unterm Strich bleibt der Eindruck: Zu viele Menschen, auch in der Politik, wollen nichts lernen, sondern einfach nur Recht behalten.
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