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Laskerkiez in Berlin: Blumenwiese statt Betonwüste
Der Verein Bürgerwiese Laskerkiez übergibt Petition mit Tausenden Unterschriften an Bezirksstadträtin
Am Mittwochnachmittag gab es viel Lärm vor dem Kreuzberger Rathaus. Dort tagte ab 17 Uhr die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Friedrichshain-Kreuzberg. Neben Kindern, die gegen die »Zerschlagung« der Ludwig-Hoffmann-Schule protestierten, sorgte eine Gruppe von rund zehn Personen mit ungewöhnlichen Utensilien für Aufmerksamkeit. Einige hatten etwa bunte Blumensträuße dabei, ein Mann hielt einen Pflasterstein in der Hand. »Der Stein soll den Beton symbolisieren, und die Blumensträuße stehen für die Laskerwiese, für die wir uns hier einsetzen«, sagte Thomas, der den Stein noch einmal in die Höhe hielt, bevor er ihn in die Aktentasche steckte.
Die Laskerwiese liegt nur wenige Hundert Meter vom Bahnhof Ostkreuz und den viel befahrenen Zufahrtsstraßen entfernt. Gerade in der warmen Jahreszeit ist die kleine grüne Oase ein Treffpunkt für die Nachbarschaft. Neben der Liegewiese gibt es einen Bolzplatz und Grillmöglichkeiten, außerdem 35 Gartenparzellen, auf denen die Anwohner*innen Gemüse, Kräuter und Obst ernten.
Nun wollen sich die Stadtteilgärtner*innen vergrößern. Das ist auch der Grund für ihren Besuch im Rathaus. »Wir wollen die Laskerwiese auf die Bödikerstraße erweitern, um den Park zu vergrößern und barrierearme Beete bauen zu können, damit die Kinder mehr Platz zum Spielen haben«, erklärt Julia vom Verein Bürgerwiese Laskerkiez. Sie verwies gegenüber »nd« auf die wachsende Bedeutung von Grünflächen in den Städten angesichts des Klimawandels. Über 5000 Menschen haben eine Petition mit dieser Forderung unterschrieben. Diese wurde am Mittwochnachmittag der zuständigen Bezirksstadträtin Annika Gerold (Grüne) übergeben.
Die Grünen-Politikerin lobte das jahrelange nachbarschaftliche Engagement des Vereins Laskerwiese und versicherte »nd«, dass sie die Forderung nach einer Vergrößerung der Wiese unterstützte. Sie verwies auch auf einen Beschluss der BVV Friedrichshain-Kreuzberg vom 13. Dezember 2023, der eine Erweiterung der Laskerwiese vorsieht. Dass er bis heute nicht umgesetzt wurde, liege an den fehlenden Geldern, die vor allem vom Berliner Senat verweigert würden. Daran werde sich in absehbarer Zeit wenig ändern, befürchtet Gerolds Parteikollege und Mitglied des Abgeordnetenhauses Julian Schwarze. »Der aktuelle Senat setzt auf Beton statt auf Nachbarschaftsgärten«, sagt er »nd«.
»Der aktuelle Senat setzt auf Beton statt auf Nachbarschaftsgärten.«
Julian Schwarze (Grüne)
Mitglied des Abgeordnetenhauses
Vielleicht tut sich ja doch noch eine Finanzierungsmöglichkeit auf. In unmittelbarer Nähe der Wiese hat der Investor Pandion seinen Ostkreuz-Campus errichtet. Bezirksstadträtin Annika Gerold berichtete der BVV, dass die Gespräche mit Pandion über die Straßenneugestaltung rund um die Laskerwiese vor dem Abschluss stünden. Mit einer Kostenbeteiligung von Pandion wäre die Erweiterung der Laskerwiese möglich.
Eine gute Nachricht für die Stadtteilgärtner*innen ist auch die Information von Gerold, dass die Fläche an der Bödikerstraße nicht mehr für Busse benötigt wird, womit der Spielraum für eine größere Wiese wächst. Kritisch bleibt jedoch, dass neben Pandion weitere Investor*innen Luxusbauten im Laskerkiez errichtet haben. Dagegen wehrt sich die Initiative »Wem gehört der Laskerkiez?« seit vier Jahren. Sie unterstützt den Verein Bürgerwiese Laskerkiez bei der Forderung nach einer erweiterten Grünfläche. Der Stadtteilinitiative ist es wichtig, dass der Garten dann auch von den Menschen genutzt werden kann, die jetzt im Kiez wohnen.
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