Traditionsgewerbe will Fairness

Mit Taxi-Korsos in mehreren Städten protestiert die Branche für Mindestpreise für Uber und Co.

  • Matthias Arnold
  • Lesedauer: 3 Min.
Taxis auf einem Messe-Parkplatz: Bereit zum Protest-Autokorso
Taxis auf einem Messe-Parkplatz: Bereit zum Protest-Autokorso

Mit langen Taxikorsos in rund einem Dutzend Städten haben Taxi-Fahrer bundesweit für strengere Regeln bei der Konkurrenz von Uber und Co. demonstriert. Allein in Berlin versammelten sich Fahrerinnen und Fahrer mit mehreren hundert Fahrzeugen. Am Vormittag hatte es bereits Kundgebungen in Nordrhein-Westfalen gegeben, unter anderem in Dortmund und Düsseldorf.

Autofahrer und andere Verkehrsteilnehmer mussten sich auf erhebliche Verkehrseinschränkungen einstellen. Auch in Stuttgart, Bremen und Köln waren Taxi-Demos geplant. Die Branche steckt seit Jahren in der Krise, weil die Nachfrage immer weiter zurückgeht. Mitverantwortlich dafür machen die Taxi-Verbände Mietwagenplattformen wie Uber oder Bolt.

Diese Taxi-Konkurrenten können Fahrten je nach Nachfrage zu günstigeren Preisen anbieten, weil es für sie keine Preisregulierung gibt. Dafür müssen Mietwagenfahrer eigentlich nach jeder Fahrt zum Firmensitz zurückkehren – es sei denn, sie erhalten eine Buchung für eine neue Fahrt. Fahrgäste spontan auf dem Weg aufnehmen dürfen sie hingegen nicht.

»Es kann nicht sein, dass wir als anständiges Taxigewerbe reglementierte Tarife haben und Uber, Bolt und Co. machen können, was sie wollen«, sagte der Hauptgeschäftsführer des Taxi- und Mietwagenverbands Deutschland, Patrick Meinhard, auf der Demonstration in Hannover. »Neben Tarifkorridoren braucht es in Deutschland flächendeckend den Mindesttarif für Mietwagen.«

Das fordert auch Michael Oppermann, Geschäftsführer beim Bundesverband Taxi und Mietwagen, einer weiteren Interessenvertretung: »Wir haben nichts gegen Wettbewerb. Aber erst mit annähernd gleichen Preisen ist er auch fair.«

Der Präsident der Vermittlungsplattform Freenow, die einst ebenfalls Fahrten bei Mietwagen vermittelte, sich inzwischen aber ausschließlich aufs Taxi-Geschäft konzentriert, hält die Debatte über Mindestpreise für überfällig. »Mindestpreise im Mietwagenverkehr sind keine Innovationsbremse«, teilte er mit. »Sie sind ein Schutzmechanismus gegen ein Geschäftsmodell, das ohne Subventionen der Plattformen nicht überlebensfähig ist.«

Bisher gibt es in keiner deutschen Stadt Mindestpreise für Mietwagenunternehmen. Berlin prüft seit Januar eine solche Maßnahme. Bereits 2021 hatte die Stadt Leipzig Mindesttarife für Mietwagen festgelegt. Ein Unternehmen klagte dagegen. Das Verwaltungsgericht Leipzig entschied im November 2024, dass die Mindestpreise zwar grundsätzlich zulässig, von der Stadt aber zu hoch angesetzt worden seien. Mit ähnlichen Klagen ist bei einer entsprechenden Regelung auch in Berlin zu rechnen.

Die Mietwagenplattformen sehen die Maßnahme erwartungsgemäß kritisch. »Der Ruf nach mehr Regulierung sorgt nicht für eine Verbesserung der Situation, sondern schadet allen«, teilte Uber mit. »Wir setzen uns dafür ein, dass die Taxipreise durch flexible Vorab-Preise liberalisiert werden und so die Taxifahrer durch möglichst breite Korridore ihre Auslastung und somit auch ihre Umsätze signifikant erhöhen können.«

Solche Festpreiskorridore für Taxifahrten gibt es bereits unter anderem in Berlin. Die Maßnahme wurde auch von der Taxi-Branche lange gefordert. Fahrgäste bekommen dabei vor der Fahrt einen Festpreis angezeigt, der sich innerhalb eines tariflichen Korridors bewegt. Sie haben damit bereits vor der Fahrt Gewissheit über den Fahrpreis.

Das Taxi-Gewerbe kritisiert indes auch illegale Machenschaften seitens der Mietwagen-Unternehmen. Der Berliner Senat hat vor einigen Monaten zahlreiche Mietwagen-Anbieter gesperrt, weil sie ohne Genehmigungen oder mit gefälschten unterwegs waren. dpa/nd

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