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Schön unten lang zur S-Bahn

Unterführungen an den Bahnhöfen Zeuthen und Eichwalde fertig, doch in Zeuthen fehlt noch ein Fahrstuhl

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 4 Min.
Am S-Bahnhof Zeuthen: Den Fahrstuhl gibt es immer noch nicht, aber zumindest neue Ausgänge mit Rampe.
Am S-Bahnhof Zeuthen: Den Fahrstuhl gibt es immer noch nicht, aber zumindest neue Ausgänge mit Rampe.

In der neuen Unterführung zum S-Bahnsteig von Zeuthen (Dahme-Spreewald) quält sich am Donnerstag eine alte Frau mit ihrem Fahrrad ab. Hinunter nutzt sie die Rampe, auf der sie das Rad schieben kann. Schritt für Schritt steigt die Frau vorsichtig abwärts. Doch am Treppenaufgang zum Bahnsteig gibt es keine Rampe. Die Frau schaut sich suchend um und ist froh, als ihr jemand das Rad nach oben trägt.

Der Schacht für einen Fahrstuhl, mit dem der S-Bahnhof Zeuthen endlich barrierefrei wäre, der existiert schon. Doch der Fahrstuhl selbst fehlt noch. »Wir warten schon sieben Jahre«, klagt die Frau. »Wahrscheinlich müssen wir noch einmal acht Jahren warten«, befürchtet sie.

Doch so lange soll es nicht mehr dauern. Vielleicht im September, spätestens im Herbst soll er voraussichtlich eingebaut werden, verspricht die Deutsche Bahn (DB). Der alten Frau ist es derweil wichtig, auch noch ein Lob loszuwerden über die neue Unterführung: »Es ist sehr schön geworden. Hoffentlich wird sie nicht gleich wieder beschmiert.«

»Es hat wirklich lange gedauert. Da muss man nicht drum herumreden.«

Alexander Kaczmarek
DB-Konzernbevollmächtigter

Zunächst strahlen die Wände bunt bemalt mit dem Wappen von Zeuthen, einem Regenbogen und Motiven aus der Gemeinde wie der Kita »Kinderkiste«, dem Freibad und dem Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY), einem in Zeuthen ansässigen Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft. Analog dazu bemalt ist auch die neue Unterführung eine S-Bahnstation weiter in Eichwalde. Hier sind nur noch geringe Restarbeiten zu erledigen, weshalb ein paar Bauzäune stehen bleiben. Aber der in Zeuthen so ersehnte Fahrstuhl ist in Eichwalde bereits seit Mittwoch in Betrieb.

Eichwaldes Bürgermeister Jörg Jenoch (parteilos) hat für Graffiti einen Lösungsansatz. Seine Gemeinde habe gelernt, wenn sie Schmierereien immer schnell entfernen lässt, tauchen neue seltener auf. So soll es jetzt im Fall der Fälle in der Unterführung gehalten werden. Jenoch schneidet am Donnerstag gemeinsam mit dem DB-Konzernbevollmächtigten Alexander Kaczmarek ein rotes Band durch, um die bereits rege genutzte neue Unterführung auch offiziell freizugeben. Landrat Sven Herzberger (parteilos) ist dabei zugegen. Eine zweistellige Millionensumme hat die Baumaßnahme gekostet. Die Schlussrechnung der Baufirmen liegt noch nicht vor. Deshalb könne das noch nicht genauer beziffert werden, erklärt Kaczmarek.

»Was lange währt, wird endlich gut«, sagt der Bevollmächtigte. »Es hat wirklich lange gedauert. Da muss man nicht drum herumreden.« Für die Verzögerungen waren Materialengpässe verantwortlich und die jeweils für die Bauarbeiten neu festzulegenden Streckensperrungen, wenn das Material endlich geliefert war. Die Deutsche Bahn hat daraus gelernt. »Wir machen das in Zukunft viel besser«, verspricht Kaczmarek. In Fangschleuse, wo Tausende Beschäftigte der Tesla-Autofabrik aus dem Zug in einen Busshuttle umsteigen, werde innerhalb eines Jahres ein kompletter neuer Bahnhof »auf die Wiese geschmissen«, erzählt Kaczmarek. Bei Eichwaldes Bürgermeister bedankt er sich »für die Engelsgeduld«.

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Derweil schreitet der Bau von Fahrradabstellanlagen am S-Bahnhof Eichwalde schnell voran. Sie sollen nicht in sieben Jahren, sondern in sieben Monaten fertiggestellt werden, wie Bürgermeister Jenoch berichtet. Er fügt hinzu: »Die Gemeinde Eichwalde weiß, dass sie eine Pendlergemeinde ist.« Viele Einwohner fahren mit der S-Bahn zur Arbeit nach Berlin. Auch aus dem benachbarten Schulzendorf kommen Menschen zu diesem Zweck zum Bahnhof Eichwalde.

Durch die große und steigende Auslastung der Bahnstrecke, auf der auch Regional- und Güterzüge verkehren, müssen Autofahrer lange warten an den sechs beschrankten Bahnübergängen auf dem Gebiet der Stadt Wildau und der Gemeinde Zeuthen. 24 bis 36 Minuten pro Stunde sind die Schranken wegen durchfahrenden Zügen geschlossen. Schulzendorf und Königs Wusterhausen sind mit betroffen, wenngleich die sechs Bahnübergänge nicht auf ihrem Territorium liegen. Zusammen 83 000 Stunden Lebenszeit im Jahr verschwenden Auto- und Radfahrer sowie Fußgänger damit, vor geschlossenen Schranken zu warten.

Die Spreeplan Verkehr GmbH untersuchte zwölf Punkte, an denen ein Tunnel oder eine Brücke Abhilfe schaffen könnte. Ende März stellte sie die Ergebnisse vor. Zwei Vorzugsvarianten am Forstweg und am Hankelweg von Zeuthen sind identifiziert. Ein Tunnel am Hankelweg würde voraussichtlich 25 Millionen Euro kosten, eine Brücke nur 13,6 Millionen. Dennoch hat die Bahn bereits signalisiert, in so dicht besiedelten Gegenden würde sie keine Brücken bauen, da diese mehr Fläche verbrauchen, wie Zeuthens Bürgermeister Philipp Martens (Linke) erläutert. Ihm zufolge gründete sich eine Bürgerinitiative aus Anwohnern des Hankelwegs, die nicht damit einverstanden sind, dass ihr idyllisches Fleckchen Erde, zu dem ein Wäldchen gehört, durch die Zufahrt zu einem Tunnel in Mitleidenschaft gezogen wird. Im Oktober oder November solle die Gemeindevertretung eine Grundsatzentscheidung treffen, sagt Bürgermeister Martens am Donnerstag.

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