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Bullshitbingo unter dem Eierfeilenmond
Die schlimmsten Klubs (Teil 7 und Schluss): FC Rot-Weiß Erfurt
Obzwar ich ein vornehmer Berliner mit Thüringer Wurzeln bin, gibt es im Fußballkontext ein fürwahr fürchterliches Synonym für das Böse unter der Sonne. Es handelt sich um den Ort Vieselbach. Jeder zutiefst anständige Mensch umgeht ihn und besonders das in ihm gelegene Knicklichtstadion, von schrundigen Einheimischen Erfurter Steigerwaldstadion genannt, das in rechtschaffenen Kreisen Knicklichtarena heisst, weil alles, was der Vieselbacher und die Vieselbacherin anfasst, umknickt und zugleich zu Staub zerfällt. Armer Waldbauernbub, selige Wandernde, halte dich fern von dieser Schinderhütte, wo die zernagten Seelen des FC Rot Weiß Vieselbach den schönen Fußball martern.
Gegenwärtig veranstaltet die Fifa in den USA die Klub-WM. Es ist die nächste Stufe des Geldsäcke-Einsackens im Profifußball. Und ein guter Anlass, in loser Folge über die am meisten überschätzten Fußballklubs nachzudenken.
Der Anblick dieses unwürdigen Unorts unweit der schmutzigen Ufer des Vieselbachs, der selbstverständlich Unrat aller Art mit sich führt, beispielsweise Krötenhauteiter, Mittelohrentzündungen oder bornsenfverseuchte Gespinstnester, lässt unschuldige Milkakühe nur den Kopf schütteln, die Blumen verwelken und alle Kuschelkaninchen Seppuku begehen. Willkommen bei den Argonauten der ewigen Verdammnis! In dieser Albtraumregion, deren Bewohner jede zarte Pflanze zertreten, totlabern oder auf unartige Weise bespringen, fühlen sich bloß Orks und Oger heimisch.
Lasst uns bei der Wahrheit bleiben, Vieselbach ist ein einziger fucking Friedhof für seriöse Kulturmenschen aus der ganzen Welt und besonders aus dem glanzvollen Jena, wo unser FC Carl Zeiss dem Ansturm vieselbachscher Missgunst seit Jahrhunderten trotzt. Vieselbach ist Ballermann für billigfliegende Sauftouristen, die auf alles scheißen, was edel, hilfreich und gut ist. In Jena aber gingen Goethe, Schiller und der große VEB-Wolf Biermann aus und ein. In Vieselbach verehrt man das Rumpelstilzchen in neunundsechzigster Linie und schlägt sich allabendlich reziprok in der Schweinchen-Schlau-Suhle die Zähne und Klöten ein.
Ja, es geht hundsgemein zu in dieser katzenfreien Gegend. Was glaubt ihr wohl, geschieht einer flauschigen Fellnase in all ihrer Unschuld, wenn sie in die gichtigen Klauen der rotweißen Hängebauch-Vatis und zahnlosen Kittelschürzenmuttis gerät? Aber wisset, ihr Nerven zerreißendes Plärren, ihre bizarre Hyperkakophonie verrät uns schon aus großer Entfernung die Anwesenheit des Vieselbacher Grindchors.
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Wenn Jenenser ihre poshen Knackwürste verzehren, mümmelt ganz Vieselbach seit 1312 am schimmligen Brot. Wenn wir über verhungernde Eisbären weinen, lacht der Vieselbacher über geschredderte Küken und nuckelt an der Eichenprozessionsspinnerraupe.
O nein, es ist so schrecklich! Ja, es ist so hoffnungslos. Wer ein Buch liest, wird in Vieselbach sogleich geteert und gefedert. Wer seinen Nachbarn mit »Guten Morgen« begrüßt, dem reißt man die Zunge mit einer glühenden Zange aus dem Maul. Haut ab, ihr Krepel, ihr Viesel, ab mit euch in die Wüste Zonengabi!
Unter der Thüringer Sommersonne protzen nur wir!
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