Oktoberfest in Berlin: Lederhosen raus!

Kein Oktoberfest in Friedrichshain, fordert Marten Brehmer

Nein, danke: Berlin braucht kein Oktoberfest.
Nein, danke: Berlin braucht kein Oktoberfest.

Wie sehr sich bayerische und Berliner Kultur entgegenstehen, wird daran deutlich, wie der Begriff »feiern« in den verschiedenen Dialekten interpretiert wird. In Bayern versteht man darunter den Brauch, sich in schwülen Festzelten in alberne Verkleidungen gehüllt ins Wachkoma zu saufen, wobei unerträgliche Schunkelmusik ebenso zum guten Ton gehört wie massenhafte sexuelle Übergriffe. Der Berliner feiert dagegen traditionell zum wohltuend sedierenden Klang düsterer Technobeats auf noch düstereren Tanzflächen, uniformiert in schwarzer Kleidung und ernster Miene.

Bald könnten die zwei Kulturen aufeinandertreffen: Die »Spreewiesn«, ein Berliner Ableger des Münchner Oktoberfests, fand bislang weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit am Ostbahnhof statt. Nun soll die bajuwarische Terrorattacke auf die Berliner Identität einen neuen Standort mitten im Friedrichshainer Kiez bekommen. An der Laskerstraße, ausgerechnet in direkter Nachbarschaft zur »Autonomendisko« About Blank, soll im September für einen Monat die süddeutsche Unkultur Einzug nehmen. So berichtet es der »Tagesspiegel«.

»Maßkrüge, Dirndl und Lederhosen heißt die Parole«, wird auf der Webseite des Veranstalters gedroht. Vielen Berlinern sind derartige Sitten nur aus den Schreckensberichten der zahlreichen Bayern bekannt, die hier Asyl gefunden haben. Weil die Veranstalter planen, Geld für den Toiletteneintritt zu verlangen, darf sich Friedrichshain direkt auch auf großflächig im Kiez verteilte Fäkalien und Erbrochenes freuen – wohl eine Reminiszenz an den berüchtigten »Kotzhügel« von München.

»Zumindest sollte ein wenig bayerische Lebensfreude erkennbar sein«, schreiben die Veranstalter zu den Einlassregeln und zeigen damit, wie wenig sie die hiesige Mentalität verstehen. Die Berliner Schnauze lässt sich nicht verbieten.

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