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Berlin: Ausbildungsflaute in der Verwaltung
In de Landesbehörden steigen die Ausbildungszahlen, die Ausbildungsquote verharrt aber seit Jahren bei 7,2 Prozent
Die Zahl der Ausbildungsverhältnisse innerhalb der Berliner Verwaltung ist in den letzten Jahren sukzessive auf 10 500 zu Beginn dieses Jahres gewachsen. 2020 waren es noch 9800. Allerdings stagniert die Ausbildungsquote seit einigen Jahren bei 7,2 Prozent. Die Zahlen veröffentlichte die Senatsverwaltung für Finanzen auf Anfrage des CDU-Abgeordneten Christian Gräff. In der Berliner Verwaltung arbeiten etwa 136 000 Menschen. Diese Zahl wächst kontinuierlich.
Die Statistik erfasst die Ausbildungsverhältnisse innerhalb der landesweiten Hauptverwaltung und der Verwaltungen der Bezirke. Die Ausbildungsquote liegt weiterhin hinter dem Vor-Corona-Niveau von 7,4 Prozent aller Beschäftigen in der Berliner Verwaltung im Januar 2020.
Im Koalitionsvertrag hatten sich CDU und SPD eigentlich dazu verabredet, die Zahl der Ausbildungsplätze zu steigern. »Das Land Berlin, die landeseigenen Unternehmen und Stiftungen stehen in der besonderen Verantwortung«, heißt es dort.
In der Berliner Gesamtwirtschaft liegt die Ausbildungsquote bei 3,2 Prozent. Die schwarz-rote Regierungskoalition findet, dass Berliner Unternehmen zu wenig ausbilden. Sollten daher Ende des Jahres nicht mindestens 2000 Ausbildungsverhältnisse mehr gezählt werden als zu Beginn des Ausbildungsjahres 2023, soll ein Ausbildungsfonds eingeführt werden. Das Gesetz, das im Entwurf bereits vorliegt, sieht eine Abgabe für alle Unternehmen vor. Ausbildende Unternehmen bekommen Geld aus dem Fonds zurück. Auch die Berliner Verwaltung würde unter das neue Gesetz fallen.
Der Berliner Privatwirtschaft »kann die Verwaltung als gutes Beispiel dienen«, erklärte ein Referent des Linke-Abgeordneten Damiano Valgolio, »wenn auch mit deutlich Luft nach oben«. Er verwies darauf, dass nur 18 Prozent der Berliner Betriebe ausbilden würden.
Die Ausbildungsquote lag im Januar 2025 innerhalb der Hauptverwaltung bei 7,8 Prozent, in den Bezirken bei 4,3 Prozent. Blendet man einen Knick während der Corona-Jahre aus, so ist die Quote in der Hauptverwaltung kontinuierlich von 8,2 Prozent im Jahr 2019 gesunken. In den Bezirksämtern lässt sich ein positiver Trend ablesen: 2019 lag die Quote hier noch bei 3,9 Prozent.
In der Hauptverwaltung bildete die Innenverwaltung, zu deren etwa 32 000 Beschäftigten auch Polizist*innen und Feuerwehrleute gehören, Ende letzten Jahres 4200 Personen aus. Zum Vergleich: Die mit 50 000 Mitarbeiter*innen wesentlich größere Bildungsverwaltung bildete zum gleichen Zeitpunkt 2100 Personen aus.
Die bezirkliche Ausbildungsspitze bilden die nach der Einwohnerzahl durchschnittlich großen Steglitz-Zehlendorf (128) und Treptow-Köpenick (121). Der größte Bezirk Pankow liegt mit 78 Auszubildenden auf dem drittletzten Platz. Gefolgt von den beiden kleinsten Bezirken Reinickendorf (76) und Spandau (72). In der Hauptverwaltung werden Mitarbeiter*innen zum Großteil zu Beamt*innen ausgebildet, in den Bezirken mehrheitlich in klassischen Ausbildungsberufen.
Die Zahl der betrieblichen Ausbildungen zu steigern, gilt als eine der zentralen Schaltstellen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Laut der Industrie- und Handelskammer fehlen in Berlin 90 000 Fachkräfte. Bis 2035 könnte diese Zahl auf 414 000 steigen. Auf 100 Studierende kommen heute 43 Auszubildende – 1950 waren es noch 755 Auszubildende pro 100 Studierende.
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