A100: Deutschlands teuerstes Straßenstück wird eröffnet

Am Mittwoch wird der 16. Abschnitt der A100 ein­ge­weiht – ein Bündnis plant laut­starken Protest

Bereits in der Vergangenheit gab es Demonstrationen gegen den Ausbau der A100.
Bereits in der Vergangenheit gab es Demonstrationen gegen den Ausbau der A100.

Der Ausbau der Berliner Ringautobahn A100 ist teuer und umstritten. Nach langer Geheimsniskrämerei, wann genau der fertiggestellte 16. Abschnitt zwischen den Anschlussstellen Grenzallee in Neukölln und Treptower Park eröffnet werden soll, findet nun am Mittwoch um 14 Uhr die feierliche Einweihung statt. Allerdings nicht wie üblich auf der Strecke selbst, sondern abgeschottet von der Öffentlichkeit im »Estrel«-Hotel an der Sonnenallee.

Ganze zwölf Jahre hat der Bau des rund 3,2 Kilometer langen Bauabschnitts gedauert und 720 Millionen Euro gekostet. Mit 225 000 Euro pro Meter ist die Teilstrecke das teuerste Straßenstück, das je in Deutschland gebaut wurde. Das Ziel: die bessere Anbindung der Berliner Ost-Bezirke an das Autobahnnetz. Ein weiterer Bauabschnitt soll vom Treptower Park bis zur Storkower Straße in Lichtenberg führen.

Der Ausschluss der Öffentlichkeit dürfte auch auf die vehementen Proteste zurückgehen, die das Megabauprojekt seit jeher auf sich zieht. Der »Morgenpost« hatte ein Sprecher der Autobahn GmbH das Vorgehen mit der Sorge vor gewalttätigen Protesten begründet, war dann aber zurückgerudert: Technische und organisatorische Gründe sollen Anlass für den exklusiven Charakter der Festveranstaltung sein.

Protest gibt es ohnehin. Bereits um 11 Uhr will das Bündnis A100 wegbassen an der Auf- und Ausfahrt Treptower Park demonstrieren, bevor es um 13 Uhr zum »Estrel« geht. Das Bündnis mehrerer Initiativen fordert, dass der jetzt fertige Abschnitt der letzte der Stadtautobahn sein soll. »Ein Weiterbau der A100 ist ein Highway in die Klimahölle«, sagte die Geschäftsführerin der Umweltorganisation BUND Berlin.

Auch die weiteren Bündnispartner*innen lassen kein gutes Haar an der neuen Autobahn. Sie sei »lebensfeindlich, krachmachend, unzeitgemäß und total teuer«, so Birit Beneke von der Bürger*inneninitiative A100. Nils Kleinwächter von Fridays for Future Berlin sagte: »Die A100 ist politisches Versagen in Beton gegossen.« Jeder weitere Meter heize die Klimakrise dramatisch an.

Neben der klimapolitischen Dimension kritisiert das Bündnis auch die Folgen für die Stadt. Die Kunger-Kiez-Initiative befürchtet nach Eröffnung noch mehr Verkehr im bereits belasteten Treptower Kiez. Der Bezirk hatte sich gegen den Zeitpunkt der Eröffnung gestellt. Aktuell wird an der Elsenbrücke gebaut, die gut 500 Meter östlich vom Ende der Autobahn über die Spree führt. Bis Dezember ist der Verkehr dort einspurig. Bereits im April warnten die Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg und Treptow-Köpenick deswegen vor einem »Verkehrskollaps«.

Von der parlamentarischen Opposition kommt weitere Kritik. Die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion Antje Kapek sagte, nach der Inbetriebnahme müsse »Schluss sein mit den Verlängerungsfantasien«. Die Landesvorsitzende der Linken Kerstin Wolter erklärte, der Weiterbau sei ein »Symbol für die Verkehrspolitik von gestern«.

Von Unternehmenslobbyist*innen kamen derweil lobende Worte. »Die Eröffnung des 16. Bauabschnitts der A100 markiert einen Meilenstein für die Hauptstadt«, so Alexander Schirp, Geschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg. Schirp macht sich genau wie Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) für den Weiterbau der Autobahn nach Lichtenberg stark: »Am Weiterbau der A100 führt nun kein Weg vorbei. Erst wenn auch der 17. Bauabschnitt fertiggestellt ist, kann die Verlängerung der Autobahn ihr volles Potenzial entfalten.«

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