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»Presidential Fitness Test«: Make America schwitz again

In den USA wird der »Presidential Fitness Test« wieder eingeführt. Man will wissen: Wie widerstandsfähig sind die Kinder des Landes?

  • Antonia Leise
  • Lesedauer: 4 Min.
Wenn Donald Trump eine Sportart wäre, dann wohl die. Hier 2009 beim »Wrestling of the Billionaires« in Detroit.
Wenn Donald Trump eine Sportart wäre, dann wohl die. Hier 2009 beim »Wrestling of the Billionaires« in Detroit.

Seit vergangener Woche gibt es in den Vereinigten Staaten wieder den »Presidential Fitness Test«, eine Art sportliche Bestandsaufnahme für Grund- und Mittelschüler. Ab demnächst heißt es also: Sit-ups, Push-ups und Pull-ups per Dekret. Ups, könnte man sich da fragen, was ist denn da los?

Trumpsche Temperamentschwankungen sind weiß Gott nichts Neues – allerdings sind digitale Schlagabtausche mit russischen Verteidigungsministern und der Plan eines Atomreaktors auf dem Mond ja noch in character. Aber Sport?

Ein Fitnesstest – schreibt der »Tagesspiegel« – »ausgerechnet von Donald Trump, dem Sport-Verweigerer«. Und das geht jetzt wirklich eine Headline zu weit. Was heißt denn hier Sport-Verweigerer? Golf ist, zumindest theoretisch, auch eine Tätigkeit, bei der man irgendwas bewegen muss. Und wenn es das übergriffige Handgelenk ist.

Bei diesen erschreckenden Entwicklungen in den Vereinigten Staaten fragt man sich natürlich, ob solche Dinge auch hier – in Deutschland – passieren könnten.

»Für manche rüttelt die Rückkehr des Presidential Fitness Tests schmerzhafte Erinnerungen wach«, titelte die »New York Times« einen Tag nach der Ankündigung, unter anderem die einer »militärischen Musterungsübung«. Solche Verwechslungen können natürlich passieren – der Test hat seine Ursprünge im Kalten Krieg.

Während in den USA nun also eine ganze Generation asthmatischer Drittklässler zittert, warnen pädagogische Quellen in der »Taz« vor einer vermeintlichen Gesundheitsförderung, die mit »Strafen und Demütigung operiert«.

Einen Moment mal. Sportunterricht könnte also Elemente enthalten, die Kinder traumatisieren? Der Unterricht, bei der man Pubertierende in einer Reihe aufstellt und dann in Volleyballteams wählen lässt, bis irgendein 14-Jähriger, bei dem in zehn Jahren eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert werden wird, übrig bleibt?

Bei diesen erschreckenden Entwicklungen in den Vereinigten Staaten fragt man sich natürlich, ob solche Dinge auch hier – in Deutschland – passieren könnten.

Aber Frank-Walter Steinmeier müsste gar nicht in einem Anflug sado-masochistischer Sport-Nostalgie auf ähnliche Gedanken kommen – die Bundesjugendspiele gibt es schließlich schon. Inklusive Teilnehmerurkunde. Ganz zu schweigen vom Cooper-Test, bei dem man zwölf Minuten lang so schnell rennen muss, wie man kann – oder bis Celine aus der Parallelklasse auf die 500-Meter-Bahn gebrochen hat.

Der Cooper-Test ist übrigens auch eine amerikanische Erfindung aus dem Kalten Krieg. Man könnte fast meinen, die Pädagogen der 50er und 60er Jahren hatten irgendwelche schweren Traumata zu verarbeiten. Aber was da genau in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts passiert ist, lässt sich heutzutage wohl nicht mehr ganz nachvollziehen.

Einer hält die Rückkehr des Tests jedenfalls für eine gute Idee – und das ist der amerikanische Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. Es steht ja auch eine Menge auf dem Spiel: Als der Test erstmals in den 50er Jahren eingeführt wurde, sei das amerikanische Volk auf dem besten Weg gewesen, schlaff zu werden, so Kennedy in einem Interview mit Fox News. »Dasselbe ist im Römischen Reich kurz vor dessen Kollaps auch passiert.«

Ja, das bringt einen schon ins Grübeln. Der »Presidential Fitness Test« kommt 2000 Jahre zu spät für das Imperium Romanum, aber kommt er noch rechtzeitig für das Imperium Americanum?

Die diplomatische Stärke Amerikas kann zum Beispiel schon mal nicht auf den Schultern seiner Grundschüler gebaut werden – die sind schließlich alle unter Barack Obamas inklusiven Sportprogrammen aufgewachsen und wurden, folglich, nicht genug traumatisiert. Die verweichlichten amerikanischen Grundschüler können also nicht einmal ansatzweise mit russischen Sportschülern mithalten. Und nicht nur die.

Vielleicht ist der Presidential Fitness Test ja gar keine Laune Trumps, sondern ein athletischer Hilferuf. Dieser musste ewig ohne charakterbildende Sit-ups auskommen und zurzeit muss der arme Mann solche Sportskanonen wie Wladimir Putin treffen, seinerseits ehemaliger Leningrader Judo-Stadtmeister und zwölf Jahre in Folge von der UN-Generalversammlung als »most likely to jemandem das Taschengeld klauen« gewählt.

Da kann man schon mal ins Schwitzen geraten – und das bevor man mit dem Sport überhaupt angefangen hat. Was, wenn Putin bei möglichen kommenden Treffen vorschlägt, zusammen eine Runde joggen zu gehen? Was, wenn er auf die Idee kommt, sich in Sit-ups zu messen? Und bei Gegenvorschlägen behauptet, dass Golf gar kein richtiger Sport sei? Die außenpolitischen Folgen wären fatal.

Was wir jetzt brauchen, ist der »Presidential Fitness Test« – aber für den Präsidenten. Ein »Presidential-Presidential Fitness Test« sozusagen. Denn ohne ihn kein fitter Präsident. Und ohne fitten Präsidenten der sichere Kollaps Amerikas (und der restlichen westlichen Welt).

Es ist vielleicht zu spät, Donald Trump auf Ehrenurkunde-Level der Bundesjugendspiele zu bringen, aber wir müssen es wenigstens versuchen. Und ja: Hätte man das verhindern können? Sicherlich. Aber die freiwillig joggende Kamala Harris wurde einfach nicht gewählt. Und jetzt haben wir den Salat – beziehungsweise den präsidialen Sport-Verweigerer.

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