Rheinmetall: Germanischer Ehrgeiz

Rheinmetall will mit der Übernahme der Lürssen-Werften hoch hinaus

Protest unweit des Wohnhauses von Rheinmetall-Chef Armin Papperger
Protest unweit des Wohnhauses von Rheinmetall-Chef Armin Papperger

Die Rüstungsindustrie kleckert nicht, sie klotzt. Börsenliebling Rheinmetall wird mit der Übernahme der traditionsreichen Werften der Lürssen-Gruppe zum deutschen Marine-Kraftzentrum. Alle Komponenten kann der Düsseldorfer Konzern künftig aus einer Hand anbieten: Marine-Flugkörper und -Werfer, Haupt- und Sekundärgeschütze für die Marine, Raketenabwehr, Sensoren und weitere Elektronik. Bei der Gefechtsführung strebt der wortgewaltige Vorstandvorsitzende Armin Papperger eine »Germanisierung« bestehender Lösungen an.

Getrieben von Olaf Scholz’ Zeitenwende und einem 100-Milliarden-Sondervermögen des Bundes dürfte sich die Übernahme für den Dax-Konzern zunächst rechnen. Auf Fernsicht muss sich das erst noch zeigen. Lürssen scheint beim Bau von Korvetten und Fregatten an seine technischen Grenzen gestoßen zu sein. Es gibt jahrelange Verzögerungen bei Herstellung und Nachrüstungen sowie Reklamation durch die Marine. Dennoch, die Auftragsbücher laufen förmlich über.

Ohnehin ist Rheinmetall so breit aufgestellt, dass es von (fast) jedem Konflikt weltweit profitiert. Beide Unternehmen betonen, dass sie dem politischen Willen in Berlin zur Konzentration der deutschen Rüstungsindustrie folgen. Diese war, sieht man von Airbus ab, lange kleinteilig aufgestellt. Das ist nun vorbei. Rheinmetall bewegt sich auf Augenhöhe mit der Konkurrenz aus Italien und Frankreich. Damit dürfte Pappbergers Ehrgeiz aber noch nicht gestillt sein. Weitere Übernahmen dürften folgen – in Germanien und der Welt.

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