Trump goes Mao

Donald Trump will angstfrei Angst machen und Russland als »Papiertiger« bekämpfen

Wer ist hier der Papiertiger?
Wer ist hier der Papiertiger?

Hallo Tiger, wie geht es dir? Sehr schlecht, würde er antworten, könnte er sprechen. Und auf Wikipedia verweisen: »Die Bestände des Tigers sind im 20. Jahrhundert völlig zusammengebrochen«. Gab es vor 100 Jahren noch rund 100 000 Tiere, sind es heute noch maximal 7000. Auch der echte Tiger wird zum »Papiertiger«, nicht mehr ernst zu nehmen. So wie Russland unter Putin – glaubt man Donald Trump. Hat er jetzt gerade erklärt, um seine neueste Kehrtwende im Ukraine-Krieg zu rechtfertigen: Russland sei schwach und wirke nach dreieinhalb Jahren ohne echte militärische Erfolge wie ein »Papiertiger«, schrieb der US-Präsident auf seinem Online-Kurznachrichtendienst.

Was will er damit sagen? Ungefähr das: Fürchtet euch nicht, liebe Nato-Staaten, der Krieg gegen Russland muss immer weitergehen – irgendwann wird es besiegt sein. Denn Putin ist nicht der »Tiger Man«, von dem schon Rufus Thomas und Elvis Presley sangen. Nein, er ist nicht so ein starker König, zu dem sich Trump unentwegt erklärt. Damit wechselt Trump von der Friedens- zur Kriegspropaganda. Aber vielleicht fällt ihm morgen schon wieder etwas ganz anderes ein?

Da fällt es überhaupt nicht ins Gewicht, dass »Papiertiger« historisch betrachtet ein Begriff der Linksradikalen war, die Trump sonst stets verdammt. Für die Maoisten waren die USA und die Sowjetunion bloß »Papiertiger«, vor denen man keine Angst haben sollte, trotz all ihrer Atomwaffen. Denn die proletarische Revolution werde es schon richten. Das war einmal linkes Self-Empowerment. »Der Imperialismus und alle Reaktionäre sind Papiertiger«, so einfach war das für Mao, kann man in seinem »Kleinen roten Buch« nachlesen. Also ist Trump auch einer, rein theoretisch gesehen. Nur leider kommt die Revolution von rechts – Künstlerpech.

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