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Irlands Linke mit guten Karten
Catherine Connolly gilt als Favoritin in der Präsidentschaftswahl
Drei Namen stehen am Freitag auf dem Wahlzettel für die Präsidentschaftswahlen in Irland, aber nur zwei stehen noch zur Wahl: die linke Catherine Connolly und die rechte Heather Humphreys. Der liberale Jim Gavin musste sich wegen eines öffentlich gewordenen Fehlverhaltens gegenüber einem seiner Mieter aus dem Rennen zurückziehen.
Connolly ist eine unabhängige, linke Parlamentarierin aus dem westirischen Galway. Sie ist Prozessanwältin und begann ihre politische Karriere bei Labour. 2004 wurde sie Bürgermeisterin von Galway City. 2006 verließ sie nach einem Streit Labour. Seit 2016 sitzt sie als Unabhängige im Parlament in Dublin.
Die Linke sammelt sich hinter Connolly
Sie gab als erste ihre Kandidatur bekannt und wurde rasch von allen linken Parteien unterstützt: Grüne, die beiden sozialdemokratischen Parteien Social Democrats und Labour sowie die Trotzkisten von People Before Profit. Doch die größte Oppositionspartei, die republikanische Sinn Féin (SF), zierte sich lange. In den eigenen Reihen gab es einflussreiche Stimmen, die einen eigenen Kandidaten sehen wollten. Doch schlussendlich stellte auch sie sich hinter Connolly. »Spielentscheidend«, bezeichnete es die »Irish Times«.
Conollys Kontrahentin ist Heather Humphreys von der rechtskonservativen Regierungspartei Fine Gael (FG). 2024 kündigte sie an, nicht abermals für das irische Parlament zu kandidieren. »Bis zum Ende der Amtszeit wäre ich dann 70 Jahre alt«, erklärte sie ihre Entscheidung. Doch für das Amt der Präsidentin scheint sie sich noch jung genug zu fühlen. Humphreys war von 2014 bis 2025 in verschiedenen Kabinettsposten Mitglied dreier Regierungen. Von 2011 bis 2024 war sie Abgeordnete für den Wahlkreis Cavan-Monaghan und 2024 für ein halbes Jahr auch stellvertretende FG-Vorsitzende der Fine Gael.
Schulden beim Mieter bringen Gavin in Erklärungsnot
Beim Fernsehduell der beiden Kandidaten am Dienstagabend versuchte Humphreys genau diese politische Erfahrung auszuspielen: Auf die Frage, warum sie eine bessere Präsidentin als Connolly sei, antwortete Humphreys, sie bringe »viel Erfahrung mit«. Sie wolle ein integratives Land und stehe weder links noch rechts.
Viel Erfahrung hätte auch gerne Jim Gavin in das Amt mitgebracht. Er wurde von der zweiten Regierungspartei Fianna Fáil (FF) nominiert. »Er wurde in Dublin in eine Familie mit tiefen Wurzeln in West Clare geboren und hat sich fast vier Jahrzehnte lang für das irische Volk eingesetzt«, ist immer noch auf seiner Kampagnen-Website zu lesen.
Doch nur etwas mehr als eine Woche nahm er am Wahlkampf teil: Am 5. Oktober veröffentlichte er eine Erklärung, wonach er »einen Fehler begangen habe, der nicht mit meinem Charakter und meinen eigenen Ansprüchen im Einklang« stehe. Daher habe er »unter Berücksichtigung all dieser Überlegungen beschlossen, mich mit sofortiger Wirkung aus dem Präsidentschaftswahlkampf zurückzuziehen und in die Arme meiner Familie zurückzukehren«, so Gavin. Einen Tag zuvor hatte der »Irish Independent« berichtet, dass der FF-Politiker einem ehemaligen Mieter 3300 Euro schulde. Da ein Rückzug nach dem Nominierungsstichtag am 24. September jedoch nicht möglich ist, wird Gavins Name am Freitag auch auf dem Wahlzettel erscheinen.
Connolly liegt in den Umfragen deutlich vorne
Vor der abschließenden TV-Konfrontation lag Connolly deutlich voran: In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos B&A für die »Irish Times« gaben 38 Prozent an, für Connolly stimmen zu wollen, nur 20 Prozent für Humphries. 18 Prozent der Wähler gaben an, unentschlossen zu sein, zwölf Prozent, dass sie nicht wählen, und sechs Prozent, dass sie ihre Stimme ungültig machen würden. Die Ipsos-Umfrage ergab ebenso, dass sich 49 Prozent der Befragten von keinem der Kandidaten vollständig vertreten fühlten.
Der bekannte Kolumnist Fintan O’Toole verkündete am Dienstag: »Connolly wird gewinnen, Humphries muss daher eine bessere Verliererin sein.« Er spielte dabei auf die Schmutzkampagne an, die FG gegen Connolly führt. Die unabhängige Kandidatin soll ins linksextreme, militant-republikanische Eck gestellt werden.
»Was wir in den vergangenen Tagen von Fine Gael gesehen haben, ist einfach nur noch Verzweiflung«, sagte der trotzkistische Parlamentsabgeordnete Paul Murphy auf einer Pressekonferenz am Dienstag. Ähnlich die Labour-Vorsitzende Ivana Bacik, die Connolly ebenfalls unterstützt: »Es ist ein neuer Tiefpunkt in der politischen Debatte erreicht worden.«
Bei den Wählern scheint dieser Versuch nicht zu ziehen. In einer aktuellen Ipsos-Umfrage liegen die Regierungsparteien über neun Prozent hinter SF. Ein Sieg von Connolly würde der linken Opposition wohl weiteren Auftrieb geben.
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