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Merz macht Krisen im Kopf
Ruta Dreyer über Probleme der mentalen Gesundheit an Schulen
An Krisen mangelt es wahrlich nicht. Nach Ansicht der Bundesschülerkonferenz kommt nun noch eine hinzu: die Krise der psychischen Gesundheit an Schulen, die sie am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Berlin ausrief. Michael Hüther, Chef des Instituts der Deutschen Wirtschaft, ließ verlauten, dass laut mehreren Studien mehr als ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen von psychischen Auffälligkeiten betroffen sind. Zudem litten mehr als ein Drittel der Schülerinnen und Schüler unter Einsamkeit.
Eine Krise der mentalen Gesundheit scheint im derzeitigen Weltgeschehen nur logisch. Zwischen Klimakrise, Wirtschaftskrisen und Kriegen ist eine Krise im Kopf nicht weit entfernt. Doch durch den derzeitigen politischen Kurs wird diese nur anwachsen. Die Jugendlichen wissen, dass ihnen keine gute Rente, aber eine Wehrpflicht bevorsteht. Jährliche Steigerungsraten bei der Jugendhilfe nennt Friedrich Merz »unakzeptabel« und die Söhne von Migrant*innen »kleine Paschas«. Mit der schwarz-roten Koalition im Rücken befindet sich der Bundeskanzler im Anschlag auf alles, was mentale Stabilität bieten würde.
Darum ist es zwar gut, dass die Bundesschülerkonferenz einen Zehn-Punkte-Plan für die Politik vorgelegt hat. In dem fordert sie beispielsweise mehr Schulsozialarbeiter*innen und Schutzkonzepte gegen Mobbing. Aber vielleicht sollte sie diesen Plan ausweiten: auf Masseninvestitionen in Bildung und Soziales anstatt Aufrüstung und Abschiebungen. Auf Solidarität von unten anstatt Spaltung von oben.
Denn die Früherkennung einer Depression, vom Staat subventioniert, bringt mir auch nicht viel, wenn ich kein Geld für Medikamente habe oder die Krankenversicherung zusammenbricht. Und was soll die Schulsozialarbeiterin den Jugendlichen sagen, wenn diese fragen, ob sie Angst vor der Zukunft haben müssen?
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