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Christian Dorst: Zu selbstbewusst
Brandenburger BSW-Abgeordneter Christian Dorst stolpert über sein Verständnis für die AfD
Der Brandenburger Landtagsabgeordnete Christian Dorst (BSW) ist sehr selbstbewusst. Der Bauunternehmer absolvierte einst eine Berufsausbildung zum Metallurgen mit Abitur und ist um harte Urteile über den Koalitionspartner SPD und andere nicht verlegen. Nicht so hart urteilt er über AfD-Abgeordnete wie Dominik Kaufner, der mit geschichtsrevisionistischen Reden zum Tag der Befreiung vom Faschismus aufgefallen war.
Nun ist Dorst Opfer seines Temperaments geworden und auch Opfer der BSW-typischen Ansicht, der Meinungskorridor habe sich verengt. Nur deswegen gelte heute als unsagbar, was die AfD so von sich gebe, erzählt das BSW. Früher wäre dergleichen als akzeptable konservative Äußerung hingenommen worden. Das kann Dorst aber nicht für die Infragestellung der Tatsache reklamieren, dass der Holocaust das schlimmste Menschheitsverbrechen ist. Sachsen-Anhalts AfD-Spitzenkandidat Ulrich Siegmund hatte zwar gemeint, er verurteile den Völkermord an den Juden uneingeschränkt, aber eine Rangliste unter Gräueln aufzustellen, stehe ihm nicht zu. Anstatt zuzugeben, dass er Siegmund nicht hätte verteidigen sollen, fühlte sich Dorst ungerecht behandelt. Erst am Montag räumte er ein, nicht unfehlbar zu sein. Dorst rechtfertigte sich dann, er habe eine Quelle verwendet, die Siegmund offenbar falsch zitiert habe.
Dass Christian Dorst den Holocaust nicht relativieren wollte, ist durchaus glaubhaft. Als Vizefraktionschef musste der 55-Jährige trotzdem zurücktreten. Dieser Posten und die Rolle als »streitbarer politischer Kommentator in den sozialen Medien« vertragen sich nicht, hat sein alter Freund und Fraktionschef Niels-Olaf Lüders erkannt.
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