Naturfreunde kündigen Klage an: Denkmalschutz soll das SEZ retten

Naturfreunde kündigen Klage beim Verwaltungsgericht an

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.
Bereits Ende November begannen die Abrissarbeiten am Gebäude des ehemaligen Sport- und Erholungszentrums (SEZ).
Bereits Ende November begannen die Abrissarbeiten am Gebäude des ehemaligen Sport- und Erholungszentrums (SEZ).

Am Außenbecken des Sport- und Erholungszentrums (SEZ) an der Landsberger Allee in Berlin macht sich am Donnerstag mit heulendem Motor ein Bagger zu schaffen. Es soll am Morgen auch ein Presslufthammer im Einsatz gewesen sein. »Sollten diese Arbeiten fortgesetzt werden, ist die Gefahr sehr groß, dass dabei auch die Fassade im Schwimmbadbereich Schaden nimmt«, warnt Susanne Lorenz, die sich für den Erhalt des 1981 eröffneten SEZ einsetzt.

Zeitgleich informiert Uwe Hiksch von den Naturfreunden zwei Kilometer entfernt in der Warschauer Straße, sein Umweltverband wolle gemeinsam mit der Initiative Gemeingut in Bürger*innenhand durchsetzen, dass das SEZ unter Denkmalschutz gestellt und so gerettet wird. »Die Naturfreunde werden nicht hinnehmen, dass das SEZ einfach abgerissen wird«, verspricht Hiksch. Es sei ein »überragendes Gebäude« und »republikweit einmalig«. Es war neben unzähligen klassischen Schwimmhallen das einzige Spaßbad der DDR. Den Begriff Spaßbad verwendete man damals noch nicht. Aber Spaß hatten dort viele im Wellenbad, beim Sprung vom Drei-Meter-Brett, auf der Wasserrutsche und der Eislaufbahn. Von weit her reisten die Gäste an.

»Wer so was nicht unter Denkmalschutz stellt, der handelt nach unserer Einschätzung verantwortungslos.«

Uwe Hiksch
Naturfreunde Berlin

Hiksch erinnert an die futuristisch anmutende Gaststätte »Ahornblatt«, die es seit 1973 auf der Berliner Fischerinsel gab. »Unter heutigem Gesichtspunkt würde so was kein Mensch mehr abreißen«, sagt er. Im Jahr 2000 ist es aber geschehen. Hiksch denkt, dass später ebenfalls niemand mehr verstehen würde, wenn das SEZ abgeräumt wird. »Wer so was nicht unter Denkmalschutz stellt, der handelt nach unserer Einschätzung verantwortungslos.«

Die Naturfreunde bereiten eine Klage beim Verwaltungsgericht vor. Rechtsanwalt Benno Reinhardt hat die Erfolgsaussichten ausgelotet und sieht eine Chance. Als Vorbild dient ihm ein Urteil des Verwaltungsgerichts Ansbach in Bayern. Dieses hatte auf die Klage eines Umweltverbands hin entschieden, dass eine historische Radrennbahn, die abgerissen werden sollte, unter Denkmalschutz zu stellen sei. »Das ist aus meiner Sicht ein richtungsweisendes Urteil, auf dem man aufbauen kann«, meint Reinhardt. Der Fall sei natürlich »kein Selbstläufer«, aber es bestehe eine Möglichkeit, das SEZ zu retten.

Denkmalschutz sei Umweltschutz. Schließlich sei jede Menge Stahl, Beton und Glas verbaut worden, die weiter nutzbar sind, sagt Hiksch. Das schließe nicht aus, am Rand des Areals Wohnungen zu bauen. Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) will vom SEZ jedoch nur einige markante Bauelemente wie die Fachwerkstützen der Schwimmhalle übrig lassen und in ein neues Quartier mit bis zu 680 Wohnungen einbeziehen. Da die Hälfte Sozialwohnungen sein sollen, spricht Bausenator Christian Gaebler (SPD) von einem »Mehrwert für die Bevölkerung«. WBM-Geschäftsführer Lars Dormeyer kündigt an: »Wir handeln hier mit großer Entschlossenheit und hoher Geschwindigkeit.« Derweil sind die Naturfreunde »wild entschlossen«, das SEZ zu bewahren. Auch der Artenschutz bietet da Ansatzpunkte. Darüber soll 2026 informiert werden.

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