Abseits kaiserlicher Militärtraditionen

»Aachener Friedenspreis« begeht 20. Jubiläum

Als Reaktion auf den Karlspreis gründeten Friedensaktivisten 1988 den »Aachener Friedenspreis«. Diese jährlich verliehene Auszeichnung wurde gestern vor zwanzig Jahren begründet.

Vergangene Woche hat Bundeskanzlerin Angela Merkel in Aachen eine hohe Auszeichnung erhalten, den Karlspreis. Damit werden Persönlichkeiten, die sich nach Ansicht der Jury für den europäischen Einigungsprozess hervorgetan haben, geehrt. Mit Friedenspolitik hat die nach Karl dem Großen benannte Auszeichnung nichts am Hut, zählen doch Henry Kissinger und Javier Solana zu den Preisträgern. Das Gegenstück zum Karlspreis ist der »Aachener Friedenspreis«. Der ihn stiftende Verein zählt rund 400 Mitglieder und feierte am gestrigen Mittwoch sein 20-jähriges Jubiläum.

Reaktion auf den Karlspreis
Als der ehemalige US-Außenminister Kissinger, der den Militärputsch in Chile und den Vietnamkrieg befürwortete, 1987 den Karlspreis erhielt, »empfanden wir dies als einen Skandal. Er hat enormen Protest ausgelöst«, sagt Otmar Steinbicker, seit 2003 Vorstandsvorsitzender des Friedenspreises. Schon ein Jahr später wurde deshalb der Aachener Friedensverein gegründet. Man habe versucht, die Reste der örtlichen Friedensbewegung zusammenzubringen und wieder handlungsfähig zu machen, so Steinbicker im Gespräch mit ND. »Während der Hochzeit der Bewegung zur Zeit des NATO-Doppelbeschlusses gab es in jedem Stadtteil Aachens eine friedenspolitische Initiative. Ende der achtziger Jahre war die Situation aber eine ganz andere«, resümiert er die Vereinshistorie.

Für Menschen »von unten«
Seitdem verleiht der »Aachener Friedenspreis« jährlich seine Auszeichnung an Menschen, die »von unten«, wie es in der Gründungserklärung heißt, zu Frieden und Völkerverständigung Wesentliches beitragen. In der Regel wird die Auszeichnung mehrfach verliehen, mitunter auch an Gruppen, Initiativen oder an Gemeinden. Bisher wurden 39 Friedensaktivisten mit dem Preis ausgezeichnet, darunter so bekannte Persönlichkeiten wie der ehemalige Präsident Haitis, Jean Bertrand Aristide, und der Mitgründer der israelischen Friedensbewegung »Gush Shalom«, Uri Avnery. Verliehen wird er immer am 1. September, dem internationalen Antikriegstag.

Wie zu seiner Gründerzeit ist die Mitgliederstruktur des Vereins noch heute sehr heterogen. Vertreten sind sowohl Gewerkschafter, Kirchenleute als auch Vertreter linker Parteien und Organisationen. Gerade diese Vielfalt scheint die Stärke des »Aachener Friedenspreises« zu sein.

www.aachener-friedenspreis.de

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