Hadern mit dem Aderlass

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 2 Min.

Um 60 Prozent sank angeblich die Zahl der Freiwilligen für die Bundeswehr im letzten Jahr – also jener jungen Männer, die für Auslandseinsätze in Frage kommen. Der Grund liegt auf der Hand. So ausgeprägt ist das Abenteurertum bei den meisten dann doch nicht, für ein gutes Salär ernsthaft das eigene Leben zu riskieren. Von einem Aderlass ist nun die Rede und davon, dass Ausrüstung und Sicherheitskonzepte im Einsatz verbesserungsbedürftig seien.

Zweierlei ist daran verwunderlich. Erstens, dass es erst realer Toter bedurfte, um an den Beteuerungen der Regierenden zu zweifeln, beim Einsatz in Afghanistan handele es sich um einen zwanglosen Besuch bei Beinahe-Nachbarn, die zwar kein Benehmen haben, aber ganz versessen darauf sind, zur Überwindung der eigenen Unzulänglichkeiten einen Kurs in westlichem Demokratieverständnis zu erhalten. Um eine Art vergnügungssteuerpflichtiger Veranstaltung also, bei der die Vergnügungssteuer nicht zu zahlen ist, sondern ausgezahlt wird. Und zweitens verwundert, mit welcher Ignoranz die Regierenden so tun, als handele es sich hier um ein Vermittlungsproblem, und nicht um gezielte Vermittlung in einen Krieg. Nicht mehr verwunderlich ist da schon das Rufen der Fachleute, durch bessere Ausrüstung die Zweifel der jungen Männer zu zerstreuen. Dann klappt's auch wieder mit den Nachbarn? Den Aderlass jedenfalls wird das nicht beenden. Aber so lange es nicht der eigene ist ...

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