Kein Pioniergeist

  • Dieter Janke
  • Lesedauer: 1 Min.

In den USA hat vor nicht all zu langer Zeit eine Initiative von Millionären eine deutliche Erhöhung der Erbschaftsteuer gefordert. Ihre Sorge galt der Erschlaffung des sprichwörtlichen Pioniergeistes in Gottes eigenem Land. Ein undenkbarer Vorgang in hiesigen Breiten, wie das Resultat der kleinkarierten Erbschaftsteuerdebatte wiederum beweist. Mit dem Rücken an der Wand und die Gefahr der Beerdigung des staatlichen Zugriffs auf üppige Hinterlassenschaften vor Augen ist SPD-Fraktionschef Peter Struck nunmehr froh, das leidige Thema vom Hals und die Steuer überhaupt am Leben erhalten zu haben. Die Drohung der SPD mit einem Bruch der Koalition für den Fall des Scheiterns der Gespräche war wohl nie so recht ernst gemeint. Das wusste auch der neue starke Mann in München, Horst Seehofer, dem es nicht zuletzt auch darum ging, nach dem Wahldesaster der CSU die bundespolitische Präsenz seiner Partei zu manifestieren.

Durch den Verzicht auf jegliche Wertgrenzen für selbstgenutztes Wohneigentum bei der Vererbung an hinterbliebene Partner oder die Kinder wie auch mit der Erhöhung der Grenzen für Geldvermögen wurde die Chance für eine verteilungspolitische Neujustierung vorsätzlich vergeben. Was um so bemerkenswerter ist, als Erbschaften nur schwerlich mit einem Bezug zur eigenen Leistung in Verbindung zu bringen sind. Pioniergeist ist bei Schwarz-Rot nicht angesagt.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal