Nobelpreise in Finanznot

Preissummen aus der Stiftung sind wegen Risikoanlagen gefährdet

  • André Anwar, Stockholm
  • Lesedauer: 3 Min.
Wegen zu riskanter Investitionen der Nobelstiftung soll nicht mehr gesichert sein, dass Preisträger in Zukunft weiter 10 Millionen Kronen erhalten werden. Die Stiftung missachtete die Verfügung, Nobels Vermögen in »sichere Wertpapiere« anzulegen.

Am kommenden Mittwoch findet in Stockholm die feierliche Übergabe der Nobelpreise statt. Die weltweite Finanzkrise wirft allerdings einen Schatten auf die Zeremonie. Denn die wirtschaftliche Situation der Nobelstiftung soll schwierig sein. Die diesjährigen Preisträger müssen noch nicht um ihr Preisgeld bangen. Aber in Zukunft sei nicht mehr gewährleistet, dass die vollen Preissummen ausbezahlt werden können, meldete das staatliche schwedische Radio »SR« am Donnerstag.

Bei der Nobelpreisverwaltung hält man sich bedeckt. Man wolle nicht direkt über die getätigten Investitionen Auskünfte erteilen. Als sicher gilt jedoch laut »SR«, dass die Anfang des Jahres bei 3,4 Milliarden schwedischen Kronen (gut 320 Millionen Euro) liegenden Vermögenswerte bedenklich geschrumpft sind. Der Ausgangspunkt für die Nobelfinanzkrise liegt im Jahr 2004. Damals entschied sich die Stiftung dazu, die Platzierungsregeln für Investitionen auf Bereiche mit höheren Zinsen und damit höheren Risiken auszuweiten. Anlagen in Immobilen-, Risikokapital- und Hedge-Fonds wurden damit möglich.

In den folgenden Jahren des Wirtschaftsaufschwungs galt diese Öffnung als erfolgreich. Die Einnahmen stiegen. Aber in diesem Jahr geht es abwärts. Unter anderem hatte der Nobelfonds auf den Hedge-Fonds »Worldwide long/ short fund« der krisengeschüttelten Carnegie gesetzt. »Es ist klar, dass hier keine zufriedenstellende Entwicklung besteht«, so der Direktor der Nobelstiftung, Michael Sohlman.

Laut dem Testament des Gründers Alfred Nobel von 1895 dürfen die Nobelpreisgelder nicht aus dem Grundvermögen der Stiftung, sondern nur aus den Zinsen ausgezahlt werden. Laut Informationen des Radiosenders ist es nun fraglich, inwieweit die Preissummen aufgrund der schlechten Geschäfte der Stiftung im kommenden Jahr auf dem bisherigen Niveau gehalten werden können. Sohlman gibt sich jedoch optimistisch. Man glaube nicht, dass die Budgets für die Preissummen angetastet werden müssten. Insgesamt 50 Millionen Kronen (4,75 Millionen Euro) fließen mit der Übergabe der begehrten Auszeichnung aus dem Fonds der schwedischen Nobelstiftung an die Preisträger. Das sind zehn Millionen Kronen pro Preis.

»Vielleicht sollte die Stiftung bei der nächsten Investitionsentscheidung lieber einen ihrer Wirtschaftsnobelpreisträger zu Rate ziehen«, unken die Kritiker. Der Wirtschaftspreis wird seit 1968 von der Schwedischen Reichsbank vergeben, die ihre Finanzen weitgehend im Griff zu haben scheint. Hinzu kommt, dass Alfred Nobel in seinem Testament festgelegt hat, dass sein Vermögen in »sicheren Wertpapieren« angelegt werden soll. Genau das habe man getan, sagte der Vizechef der Nobelstiftung, Ake Alteus, dem ND. »Früher galten Staatsobligationen als sichere Wertpapiere. Heute geht man davon aus, dass eine sichere Investition in einem gut ausbalancierten Portfolio mit einer breiten Risikostreuung besteht. Wenn wir in Aktien investiert hätten, sähe die Lage deutlich schlechter aus.«

Bereits in diesem Jahr müssen vor allem die amerikanischen Preisträger leichte Abstriche hinnehmen. Der Fall der schwedischen Krone gegenüber dem Dollar hat die Gesamtpreissumme innerhalb weniger Wochen um über 1,25 Millionen Kronen reduziert.

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