Schönwetterkanzlerin

  • Dieter Janke
  • Lesedauer: 2 Min.

Je näher 2009 rückt, um so deutlicher zeichnet sich ab, dass nicht nur ein schicksalhaftes Superwahljahr bevorsteht. Kaum jemand bezweifelt noch die anstehende Zäsur durch die Wirtschaftskrise, die in ihren Wirkungen in der Nachkriegsgeschichte ohne Beispiel sein dürfte. Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, hat gerade alle bisherigen Negativprognosen getoppt: Er geht von einer Talfahrt von bis zu vier Prozent aus, während die Vorschläge zum Eindämmen der Rezession allerorten ins Kraut schießen. Bundeskanzlerin Angela Merkel steht derweil einer zweifachen Bedrohung zusehends ratlos gegenüber. Das Abschmieren der Wirtschaft einerseits und die Hochkonjunktur von Hilflosigkeit und/oder parteipolitischem Kalkül geprägter Präventionsvorschläge anderseits lässt ihren Stern als führungsstarke Kanzlerin sinken. Geradezu gnadenloses Sperrfeuer kommt zudem vom gerade inthronisierten CSU-Chef Seehofer, der bereits erste CDU-Bastionen mit seinen Steuersenkungsplänen geschleift hat.

Offenbar hofft Angela Merkel auf die besinnlichen Stunden zum Jahreswechsel, die naturgemäß eine allgemeine Entspannung der Gemüter mit sich bringen. Es liegt indes gleichfalls in der Natur zyklischer Wirtschaftskrisen, sich von kirchlichen Feiertagen wenig beeindrucken zu lassen. Auf die Eingebungen der Schönwetterkanzlerin, mit denen sie Anfang Januar die Koalitionsgespräche zur Rezessionsbekämpfung fortsetzen will, darf man deshalb gespannt sein. Die Penetranz, mit der sie bislang auf ihrem Antirezessionsbündel beharrte, lässt freilich das Schlimmste befürchten.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -