Hunger im Überfluss

  • Rosi Blaschke
  • Lesedauer: 2 Min.

Wieder erleben wir den Überfluss, jeden Tag, über eine (Grüne) Woche lang. Doch die Welt ist größer als das Areal rund um den Berliner Funkturm. Fast eine Milliarde Menschen vor allem in den Entwicklungsländern hungern, 120 Millionen mehr als 1990. Und wie soll eine auf neun Milliarden Menschen bis 2050 ansteigende Weltbevölkerung ausreichend ernährt werden, ohne die Natur vollends auszubeuten?

Es sind Zweifel angebracht, dass diese Riesenaufgabe bei der gegenwärtigen Weltwirtschaftsordnung gelöst werden kann. Auch wenn zum ersten Male ein Weltagrargipfel in Berlin nach Antworten suchte. Die eine dringend notwendige Botschaft lautet: Abbau von handelsverzerrenden Subventionen und Exportförderungsmaßnahmen durch die Industrieländer. Sie hatten über Jahrzehnte auf diese Weise ihre Überproduktion auf dem Weltmarkt abgeladen und Entwicklungsländer und ihre Bauern in die Hungersnot getrieben.

Schon zaghafter kommen Forderungen wie Nutzung des Bodens in den Entwicklungsländern für die eigene Nahrungsgüterproduktion, nicht für das Viehfutter oder gar für erneuerbare Energien der reichen Länder. Die Frucht gehört auf den Teller und nicht in den Tank. Oder die Forderung nach Zugang der Bauern zu eigenem Land und auch zu angemessenen Anbaumethoden und Technologien, nicht als Absatzmarkt für Saatgut-, Chemie- und Maschinenkonzerne. Entwicklungshilfe zur Selbsthilfe ist nötig. Doch die der Bundesrepublik für Ernährungssicherung wurde in sechs Jahren auf 135 Millionen Euro halbiert. Auf der Grünen Woche ist der Tisch übervoll gedeckt. In der Welt herrscht Hunger im Überfluss.

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