»Netzwerk des Schweigens« in Chile
Weimar (epd/ND). Der frühere Generalsekretär von Amnesty International, Helmut Frenz, hat eine ungenügende politische Auseinandersetzung mit der 17-jährigen Pinochet-Diktatur in dem südamerikanischen Land beklagt. Zu den Verbrechen der Militärs nach ihrem blutigen Putsch vom 11. September 1973 herrsche in Chile »ein Netzwerk des Schweigens«, sagte der 76-jährige Theologe und Professor für Menschenrechte aus Santiago in Weimar.
Frenz war ab 1965 Gemeindepfarrer und von 1970 bis zu seiner Ausweisung 1975 Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile. Danach leitete er zehn Jahre die deutsche Sektion von Amnesty International. In dieser Woche führte Frenz in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald Gespräche zur Vergangenheitsbewältigung nach 1945 in Deutschland. Der Vergleich mit der Situation nach 1990 in Chile habe deutliche Gemeinsamkeiten gezeigt, berichtete Frenz. So das »kollektive Verdrängen der dunklen Vergangenheit«.
Der Theologe, der ab 1986 auch Flüchtlingsbeauftragter der nordelbischen Kirche und ab 1999 für sechs Jahre Ausländerbeauftragter der Landesregierung in Kiel war, leitete eine der drei »Wahrheitskommissionen« zur Aufklärung der Verbrechen in der Militärdiktatur. Von diesen Kommissionen seien rund 45 000 Betroffene offiziell als Opfer von Repression und Folter anerkannt worden. Die entsprechenden Akten seien jedoch für 50 Jahre gesperrt.
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