Nach Schock kann es nur besser werden

Handball: Vor dem Start in die 33. Bundesligasaison der Männer / Bei Transfers nicht gegeizt

  • Erik Eggers
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein halbes Jahr ist es her, dass die Nachricht um angeblich verschobene Spiele in der Handball-Champions-League eine ganze Sportart in Schockzustand versetzte. Im Zentrum der Vorwürfe: der deutsche Meister THW Kiel. Mittlerweile besitzt der deutsche Rekord-Männermeister eine neue Führungsspitze. Dennoch: Reiner Witte traut der Ruhe, die langsam wieder eingekehrt ist, nicht recht. Er würde sich freuen, »wenn wieder der Handball im Vordergrund« stünde, sagte der Präsident der Handball-Bundesliga (HBL).

Bevor heute der THW Kiel und der HSV Hamburg beim Supercup in Nürnberg die 33. Bundesligasaison eröffnen, haben spektakuläre Transfers die Schlagzeilen beherrscht. Zuletzt verpflichtete Kiel mit dem Rückraumstar Daniel Narcisse aus Chambery (Frankreich) den vielleicht besten Angreifer der Welt. Der 29-Jährige »endlich einen Titel mit einem Verein gewinnen«.

Die Rhein Neckar-Löwen aus Mannheim waren gewillt, für Narcisse 1,3 Millionen Euro zu zahlen und 32 000 Euro netto Monatsgehalt. Kiel warf nicht viel weniger in die Waagschale und besaß zudem den Vorteil, dass Narcisse wieder unter dem Erfolgstrainer Alfred Gislason spielen wollte, den er aus gemeinsamer Zeit von 2006 bis 2007 beim VfL Gummersbach kennt. Kiel hatte schließlich die besseren Karten.

Neben Rhein-Neckar hätte nur noch der HSV Hamburg dieses Wettbieten mitgehen können. Die Hanseaten haben indes mit anderen Transfers auf sich aufmerksam gemacht: Der kroatische Kreisläufer Igor Vori war bester Spieler der WM im Januar. Sein Landsmann, der Aufbauspieler Domagoj Duvnjak, der ebenfalls aus Zagreb kommt, gilt als eines der größten Talente in der Handballwelt. Der 21-Jährige soll eine Million Euro Ablösesumme gekostet haben. Neben Kiel, Hamburg und Rhein-Neckar, die allesamt einen Etat von etwa 7,5 Millionen Euro aufweisen, wird allenfalls noch dem TBV Lemgo, der den ungarischen Rückraumspieler Ferenc Ilyes verpflichtete, zugetraut, in den Meisterschaftskampf einzugreifen.

Dass der Sport, wie Reiner Witte wünscht, wieder die Handball-Schlagzeilen beherrscht, ist eher unwahrscheinlich. Dafür ticken noch zu viele Zeitbomben. Zum einen ist das Ermittlungsverfahren gegen Kiels Ex-Manager Uwe Schwenker und dem ehemaligen THW-Trainer Noka Serdarusic noch anhängig. Damit bleibt vorerst offen, ob Kiel Schiedsrichter bestochen hat, um 2007 die Champions League zu gewinnen. Eine Sanktion seitens der Liga schließt der HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann weiterhin aus. Das gäben die Statuten nicht her. Was die Europäische Handball-Föderation unternimmt, ist unklar.

Wie die Öffentlichkeit auf die Rückkehr des Schiedsrichtergespanns Frank Lemme/Bernd Ullrich reagiert, ist genauso eine interessante Frage. Bekanntlich hat der Deutsche Handball-Bund die Magdeburger nur bis Dezember gesperrt. Danach könnten sie wieder auflaufen. Beide haben bekräftigt, zurückkehren zu wollen.

Als größtes Problem dürften sich allerdings erneut die Finanznöte bei einigen Klubs herausstellen. Es dürfte nicht bei den Insolvenzen von TuSEM Essen und der HSG Nordhorn bleiben. »Es ist schon so, dass wir eine Reihe überschuldeter Klubs in der ersten und der zweiten Liga haben«, so HBL-Geschäftsführer Bohmann. Zu diesen Klubs gehören mit der SG Flensburg-Handewitt und dem VfL Gummersbach zwei Traditionsvereine, die im Sommer bei ihren Spielern Gehaltskürzungen durchsetzen mussten, um nicht Insolvenz anzumelden. Diese Probleme dürften weitergehen.

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