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Hinten Chef, vorne Aushilfe

Bayerns Abwehrspieler Daniel van Buyten ist derzeit in der Offensive wertvoller als hinten

  • Elisabeth Schlammerl, München
  • Lesedauer: 3 Min.

Louis van Gaal scheut kein Risiko, nicht einmal jenes, unsanft auf dem Boden zu landen. Als der FC Bayern München am Samstag acht Minuten vor dem Ende zum zweiten Mal gegen den 1. FC Nürnberg in Führung ging, sprang der Trainer entfesselt auf und stürmte zur Seitenlinie, keinen Gedanken daran verschwendend, welche Folgen solch ein Jubel für ihn haben könnte. Denn da sausten schon seine Spieler auf ihn zu, und nun kam ihm vielleicht doch das Spiel eine Woche zuvor in Dortmund in den Sinn, der ungestüme Sprung von Franck Ribéry in des Trainers Arme. Nur dass dieses Mal eben nicht der filigrane Franzose der Torschütze war, sondern der groß gewachsene, robuste Daniel van Buyten. Doch der Belgier blieb auf dem Boden, und der Trainer auf den Beinen.

Die Geschichte von van Buyten ist aber auch eine ganz andere als die von Ribéry, der beim 2:1-Sieg gegen Nürnberg zu seinem Missfallen zunächst wieder auf der Bank sitzen musste. Der Belgier muss seine Einigkeit mit van Gaal nicht öffentlich demonstrieren, denn die beiden haben sich von Beginn an gut verstanden. »Der Trainer glaubt an mich – und lässt mich spielen«, sagte der Innenverteidiger. Das sei der Unterschied zu den vergangenen Jahren. Unter Ottmar Hitzfeld oder Jürgen Klinsmann hatte er meist nicht viel schlechter gespielt, aber war eben oft gar nicht dabei.

Der knorrige Trainer setzte früh auf ihn als Abwehrchef, stellte ihn auch nicht in Frage, als die Defensive in die Kritik geriet. Die Diskussionen um die Verteidigung sind zwar nicht verstummt, aber leiser geworden, weil die Resultate nun passen, die Bayern gegen den »Club« den vierten Pflichtspielsieg hintereinander holten und in der Tabelle nach oben klettern. Dass sich gleich fünf Münchner am Samstag von zwei Nürnbergern ausspielen ließen, und durch Eric Maxim Choupo-Moteng den zwischenzeitlichen Ausgleich kassierten, ist nur eine Randnotiz, denn am Ende ging eben doch alles gut – dank van Buyten.

Der Fokus richtet sich beim FC Bayern nun mehr auf die Offensive, weil die Gegner meist wieder die übliche Defensivstrategie gegen die Bayern anwenden. Die Nürnberger wagten sich selbst nach der Münchner Führung durch den Kroaten Ivica Olic kaum einmal aus der eigenen Hälfte. »Das war ja eigentlich kein Derby, das war die Maus vor der Schlange. Die haben Mauer gespielt«, kritisierte Bayern-Manager Uli Hoeneß.

Der Rekordmeister schafft es derzeit aber noch viel zu selten, derart defensive Teams mit spielerischen Mitteln zu knacken. Die Anfangsbegeisterung um das kreative Duo Ribéry und den Niederländer Arjen Robben hat sich etwas gelegt. Der Franzose, der erst zur zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, ist nach seiner langen Verletzung noch immer nicht in Topform. »Er braucht noch zwei Wochen«, glaubt Hoeneß. Es bedarf deshalb im Moment einer gehörigen Portion Geduld und manchmal eines eher schnörkellosen Auftritts, um den Erfolg zu sichern.

Van Buyten hatte schon in der Champions League am vergangenen Dienstag bei Maccabi Haifa durch sein Führungstor den Bann gebrochen. Nach seinem Kopfballtreffer gegen Nürnberg wurde er nun gefragt, ob er daran denke, sich eine neue Position in der Mannschaft zu suchen. Im Sturm? »Nein, nein«, entgegnete er. »Ich bin immer noch Abwehrspieler.« Im Moment ist van Buyten aber vorne fast wertvoller als hinten.

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