In Ost und West

Martin Kröger begrüßt das Bündnis gegen Homophobie

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Polizeibericht liest sich wie ein Albtraum: Drei junge Männer werden von einer Jugendgruppe am Volkspark Friedrichshain verfolgt, getreten und geschlagen. Den Angriff leiten die Jugendlichen mit dem Hassruf »Jetzt machen wir die Schwuchteln fertig« ein. Der jüngste Vorfall vom Wochenende erinnert fatal an einen brutalen homophoben Übergriff vom Juli 2008, als ein Familienvater ebenfalls Opfer eines Mobs von Jugendlichen am Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain wurde. Auch damals riefen die Täter: »Du kommst hier nicht lebend raus, du Schwuchtel« – bevor sie dem damals 38-Jährigen, den sie für einen Homosexuellen hielten, den Kiefer zertrümmerten.

Ob es sich bei den Tätern um dieselben Schläger handelt, ist reine Spekulation. Die Übergriffe zeigen allerdings, dass es homophobe Übergriffe genauso im Osten wie im Szenebezirk Schöneberg gibt. Dass sich jetzt ein breites Bündnis gegen Homophobie gegründet hat, um Front gegen die Anfeindungen gegenüber gleichgeschlechtlicher Liebe zu machen, ist begrüßenswert. Bereits in den vergangenen Jahren haben sich Teile der Gesellschaft für das Thema Homophobie sensibilisiert – man hat den Eindruck, dass nicht mehr wie früher weggesehen wird.

Dennoch liegt ein kleiner Schatten über dem Bündnis, da die langjährigen Aktivisten aus den Migrantencommunities nicht mit eingebunden wurden. Der Landesverband der Lesben und Schwulen (LSVD), der den Zusammenschluss initiiert hat, sendet damit erneut das Signal, dass er die Haupttäter in den arabischen und türkischen Gemeinschaften sieht. Dabei gibt es die homophoben Einstellungen überall. Auch in deutschen Kinderzimmern warnen die Eltern ihre Sprösslinge vor gleichgeschlechtlicher Liebe. Und da fängt das Problem doch genauso an.

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