- Kommentare
- Kommentiert
Hoppla, ein Zauberer
Beifall für Zauberer Karl-Theodor! Allez hopp – wie fix zieht er doch die Wahrheit über Afghanistan aus seinem Zylinder. Beifall, die Nation fühlt sich endlich wieder ernst genommen. Auch die Nummer mit den 120 Gewehrträgern, die er mal schnell für bedrängte Kameraden nach Kundus verlegt, ist toll. Einzigartig! Super-Show! Zugabe!
Zugabe? Wollen wir wirklich noch mehr Illusionen aufsaugen? Der Krieg am Hindukusch ist verloren – für die, die ihn begonnen haben. Und fast gewonnen für die anderen. Doch wer sind die? Wenn der Westen es mit seinem unausweichlichen Ausstieg geschickt anstellt, kann er gemäßigten Taliban und traditionellen Warlords ein über Jahre brachliegendes Feld hinterlassen. Wenn es schief geht, dann entsteht mit Afghanistan, dem nuklear bewaffneten Pakistan, mit Iran und Irak ein möglicherweise islamistisch dominierter Krisengürtel, an dessen Grenzen die Atommächte Indien, China und Russland womöglich zur spontanen Selbsthilfe greifen. Was »zaubert« von Guttenberg dann?
So clever er auch auftritt – der Zirkusdirektor kommt aus den USA. Ohne Kenntnis der neuen Afghanistan-Strategie, die es – ob Obamas innenpolitischer Schwäche – noch nicht gibt, bleibt es beim Tanz auf dem Drahtseil. Übrigens: Nicht einmal Zauberer Karl-Theodor kann fliegen.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.