Bayer hält Bayern auf Distanz

Spitzenspiel in München endet mit 1:1

  • Elisabeth Schlammerl, München
  • Lesedauer: 3 Min.

Die nächsten Tage dürften für Louis van Gaal ziemlich ungemütlich werden, die Kritik am Trainer des FC Bayern nach dem 1:1 gegen Bayer Leverkusen am Sonntag noch lauter werden – ebenso die Rufe nach seiner Entlassung. Während die Leverkusener, die den deutschen Rekordmeister vor 69 000 Zuschauern phasenweise vorführten, unter Trainer Jupp Heynckes zu einem Titelaspiranten gereift sind, könnten die Münchner vor einer der bittersten Wochen in den vergangenen Jahren stehen, denn am Mittwoch droht bereits das Vorrundenaus in der Champions League.

Der agilste Bayern-Stürmer der vergangenen Wochen, Luca Toni, musste auf der Tribüne Platz nehmen – wegen einer Muskelverletzung, so die offizielle Verlautbarung. Aber der Verdacht liegt nahe, dass der Italiener wegen seiner Kritik am Trainer aus dem Kader geflogen war. Für ihn durfte Mario Gomez von Anfang an spielen, und nach acht Minuten schien es, als ob Louis van Gaal alles richtig gemacht habe. Eine feine Kombination landete bei Gomez, der sich in den Strafraum geschlichen hatte und sein erstes Bundesligator seit mehr als zwei Monaten erzielte.

Die frühe 1:0-Führung beflügelte das Spiel der Bayern, kurz danach tauchten die Münchner wieder gefährlich vor dem Leverkusener Tor auf, dieses Mal aber misslang der Pass auf Gomez. Der Ausgleich in der 14. Minute fiel beinahe aus dem Nichts, gab aber einen ersten Hinweis auf die Spielstärke der Gäste. Vidal schickte Kießling, der umspielte Bayern-Verteidiger Demichelis und schob den Ball am machtlosen Münchner Torhüter Hans-Jörg Butt vorbei ins Netz.

Was in den folgenden 25 Minuten auf dem Rasen der Münchner Arena, speziell im Mittelfeld, geschah, glich einer Lehrstunde für den FC Bayern. Die Profis von Louis van Gaal kamen gegen die flinken und ballsicheren Leverkusener immer einen Schritt zu spät und hinkten auch gedanklich hinterher. Dennoch wären beinahe die Gastgeber mit einer Halbzeitführung in die Kabine gegangen. Zunächst parierte René Adler einen strammen Freistoß von Holger Badstuber, dann verfehlte Anatolij Timoschtschuk frei aus zwölf Metern das Ziel.

Nach der Pause verflachte die Partie zunehmend. Den Leverkusenern genügte offenbar ihre kurzzeitige Demonstration hoher Spielkunst, und beim FC Bayern schlichen sich wieder viele Fehlpässe ein. Auch der nach längerer Verletzungspause erstmals wieder eingewechselte Stürmer Ivica Olic konnte keinen Schwung mehr bringen und glich sich dem Niveau seiner Kollegen an.

Zwar hielt die Heimserie gegen die Leverkusener, die seit 21 Jahren keinen Sieg mehr in München feiern konnten, »aber wir wollten unbedingt gewinnen«, sagte Mario Gomez. »Wir haben nicht gut gespielt, es war mehr drin. Keiner ist zufrieden«, so der Nationalstürmer. Die Punkteteilung war zu wenig für den FC Bayern – und es könnte in der Bilanz zur Winterpause zu wenig sein für Louis van Gaal, um seinen Job zu behalten.

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