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Selbstmordanschlag auf Stützpunkt der CIA

In Afghanistan endete das alte Jahr mit einer Welle von Gewalt – gegen Besatzungssoldaten und gegen Zivilisten

  • Lesedauer: 3 Min.

Der US-Geheimdienst CIA hat in Afghanistan einen der schwersten Verluste seiner Geschichte erlitten: Ein Selbstmordattentäter sprengte sich am Mittwoch auf einem Stützpunkt im Osten des Landes und tötete damit auch sieben Agenten. Im Süden starben vier kanadische Soldaten und eine Journalistin. Bei einem Bombardement der US-Luftwaffe in der Provinz Helmand wurden mindestens acht Dorfbewohner getötet.

Washington/Kabul (dpa/ND). Ein afghanischer Selbstmordattentäter hat am Mittwoch auf einer US-Geheimdienstbasis im Osten des Landes acht Amerikaner mit in den Tod gerissen, davon sieben CIA-Mitarbeiter. Der Täter, der eine afghanische Armeeuniform getragen habe, sei als Informant eingeladen gewesen und entgegen den Sicherheitsvorschriften bei seiner Ankunft auf der schwer bewachten Basis nicht durchsucht worden, berichtete der US-Fernsehsender ABC am Donnerstag. Die Taliban bekannten sich zu dem Angriff.

Unter den Todesopfern ist Medienberichten zufolge auch die Chefin der Geheimdienstbasis in der ostafghanischen Provinz Chost an der Grenze zu Pakistan. Der Stützpunkt Forward Operation Base Chapman spielt nach Angaben der »Washington Post« eine Schlüsselrolle bei der Steuerung der unbemannten Drohnen, mit denen die US-Streitkräfte Stellungen und Verstecke der Taliban in dem unwegsamen Grenzgebiet unter Feuer nehmen.

Nach offiziellen Angaben kamen zuvor seit Beginn des US-Einsatzes in Afghanistan Ende 2001 vier CIA-Agenten ums Leben. Seit Beginn 2009 starben am Hindukusch 310 US-Soldaten, so viele wie noch nie binnen eines Jahres.

Bei einem Anschlag im Süden des Landes kamen vier kanadische Soldaten und eine Journalistin ums Leben. Sie befand sich am Mittwoch zusammen mit den Soldaten auf einer Kontrollfahrt im Süden Kandahars. Die Zahl der getöteten kanadischen Soldaten stieg damit auf 138.

Bei einem NATO-Luftangriff in der südafghanischen Provinz Helmand sind nach Angaben örtlicher Behörden mindestens acht Dorfbewohner ums Leben gekommen. Erst am Wochenende waren bei einer NATO-Militäraktion in der östlichen Provinz Kunar zehn Zivilisten getötet worden, darunter acht Kinder. In einer am Donnerstag verbreiteten Mitteilung von Präsident Hamid Karsai heißt es zu dem Vorfall in Kunar, nach jüngsten Erkenntnissen der eingesetzten Untersuchungskommission seien die Menschen in ihren Häusern von Soldaten erschossen worden. Den Angaben zufolge forderte Karsai die Internationale Schutztruppe ISAF auf, die Verantwortlichen an die afghanischen Behörden zu übergeben. Die NATO-geführte ISAF äußerte sich nicht dazu.

Bei einem Selbstmordanschlag in Pakistans Nordwestgrenzprovinz zu Afghanistan sind am Neujahrstag mindestens 39 Zivilisten ums Leben gekommen, darunter viele Kinder. Wie Polizeisprecher Mohammad Ayub Khan mitteilte, brachte der Täter sein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug neben einem Sportplatz im Distrikt Lakki Marwat zur Explosion.

Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan ist im vorigen Jahr für die deutschen Soldaten deutlich gefährlicher geworden. Auf die Bundeswehr seien 77 Anschläge verübt worden, erklärte das Verteidigungsministerium am Donnerstag. Fünf Soldaten seien ums Leben gekommen, zwei mehr als 2008. Davon seien vier »in Kampfhandlungen gefallen«, ein Soldat starb bei einem Verkehrsunfall.

Laut »Bild«-Zeitung wurden allein 71 Anschläge auf das deutsche Kontingent im Raum des nordafghanischen Bundeswehr-Standortes Kundus verübt. 2008 seien 43 Anschläge gezählt worden, 31 im Raum Kundus. Insgesamt hätten 2009 13 900 deutsche Soldaten in Afghanistan gedient, 1700 mehr als im Vorjahr.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Margot Käßmann, sprach sich bei einem Neujahrsgottesdienst für ein Ende des Afghanistan-Einsatzes aus. »Nichts ist gut in Afghanistan«, sagte Käßmann am Freitag in der Dresdner Frauenkirche. Waffen schafften offensichtlich keinen Frieden im Land.

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