Schüsse auf Zivilisten

Afghane durch deutsche Soldaten in Kundus verletzt

  • Lesedauer: 2 Min.
Während deutsche Soldaten einen afghanischen Zivilisten durch Schüsse verletzten, kritisierte der Gouverneur von Kundus den bisherigen Einsatz der Bundeswehr als »wirkungslos«.

  

Kundus (Agenturen/ND). Deutsche Soldaten haben am Freitag in der nordafghanischen Provinz Kundus einen afghanischen Zivilisten beschossen und verletzt. Der Mann sei mit seinem Wagen auf die Soldaten zugefahren und habe trotz aller Warnsignale nicht gebremst, sagte Bundeswehrsprecher Jürgen Mertins in Kundus. Der Zivilist sei im Wiederaufbauteam in Kundus operiert worden. Zu dem Vorfall sei es in der Unruheprovinz Char Darah zehn Kilometer westlich des Bundeswehrlagers gekommen.

Für das Bundeswehrcamp in Kundus wurde am Nachmittag Raketenwarnung ausgerufen. Zunächst kam es am Freitag aber nicht zu einem Angriff. Der letzte Raketenangriff auf das Feldlager liegt nach Angaben der Bundeswehr mehr als ein Vierteljahr zurück. Im Großraum Kundus wurden am Freitag mehrere Feuergefechte zwischen afghanischen Sicherheitskräften und Aufständischen gemeldet. Deutsche Soldaten waren nach Angaben der Bundeswehr nicht in Kämpfe verwickelt. Angaben über eventuelle Opfer lagen zunächst nicht vor.

Der Gouverneur von Kundus hat den bisherigen Einsatz der Bundeswehr als »wirkungslos« kritisiert. Angesichts der schlechten Sicherheitslage in der Region forderte Gouverneur Mohammad Omar mehr US-amerikanisches Engagement. »Wir haben einen Feind und wissen, dass er uns töten will«, sagte er mit Blick auf die Taliban. »Unsere (deutschen) Freunde beobachten das und retten uns nicht. Nun müssen wir unsere anderen (US-amerikanischen) Freunde bitten, uns zu retten.«

Die japanische Marine wird die Unterstützung des internationalen Militäreinsatzes in Afghanistan mit Tankschiffen abschließen. Verteidigungsminister Toshimi Kitazawa wies am Freitag an, die Mission im Indischen Ozean zu beenden und die Soldaten nach Hause zu schicken, wie sein Ministerium in Tokio mitteilte. Das letzte Schiff sollte nach Angaben des Ministers bereits am Freitag aufgetankt werden. Die japanische Armee hatte Schiffe aus elf Ländern mit Öl und Wasser versorgt. Die Regierung von Japans neuem Ministerpräsidenten Yukio Hatoyama hatte bereits nach dem Amtsantritt im September angekündigt, die logistische Unterstützung des NATO- und US-geführten Afghanistan-Einsatzes zu beenden.

Die afghanische Regierung will ein Arbeitsbeschaffungsprogramm für 35 000 Taliban-Kämpfer beginnen, um den Aufstand gegen die NATO-geführten Truppen am Hindukusch einzudämmen. Wie der Sender Radio Free Afghanistan berichtete, hoffen hochstehende Politiker, dass dieser Vorschlag vor der internationalen Afghanistan-Konferenz am 28. Januar in London Zuspruch findet. Das Programm soll über eine Milliarde US-Dollar kosten. »Krieg ist keine Lösung«, zitierte der Sender Mohammad Masoom Stanekzai, einen wichtigen Berater von Afghanistans Präsident Hamid Karsai.

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