Prozess gegen Celler Chirurgen

Abrechnungsbetrug in 2300 Fällen

  • Lesedauer: 2 Min.
Stade (ND-Ruprecht). Vor der Wirtschaftsstrafkammer im niedersächsischen Stade findet der erste einer Serie von Prozessen gegen Ärzte statt, die bei ihren Honorarabrechnungen Patienten und Krankenkassen betrogen haben sollen. Nach Ermittlungen der AOK Niedersachsen haben etwa 20 Chirurgen aus Lüneburg, Hameln, Gifhorn, Braunschweig, Stade, Celle und Hannover bei Laser-Operationen überhöhte Rechnungen gestellt. Der 47-jährige Dr. Hazem Kobeissi, Libanese mit deutschem Pass, und sein gleichaltriger Assistent Paul El Achkar unterhielten in Celle ein regelrechtes kriminelles Netzwerk, in das ein Krankentransportunternehmen, Krankengymnasten und ein Lieferant für Praxisbedarf eingebunden waren. Zweieinhalb Stunden dauerte die Verlesung der Anklageschrift: Auf 52 Seiten sind 2300 Fälle seit 1997 aufgelistet. Was davor war, ist bereits verjährt. Insgesamt beläuft sich der Schaden auf rund 1,3 Millionen Euro. Wie auch die anderen angeschuldigten Chirurgen hatte Kobeissi den Patienten in seiner Privatklinik ein Kabel, das bei Schulter- und Kniegelenkoperationen mit dem Laser benötigt wird, in Rechnung gestellt, obwohl die Krankenkassen für die Kosten von 250 Euro aufgekommen wären. In Absprache mit zwei Krankengymnasten reichte Kobeissi außerdem bei den Kassen Rezepte für Behandlungen ein, auf denen die Unterschriften der Patienten von seinem Mitangeklagten gefälscht worden waren. Ein Krankentransportunternehmen, mit dem Kobeissi zusammenarbeitete, ließ sich von den Kassen Fahrten mit einem Spezialfahrzeug bezahlen, die tatsächlich nur mit einem gewöhnlichen Pkw durchgeführt wurden. Eine komplette Beweisaufnahme würde mindestens ein Jahr dauern. Daher versucht die Strafkammer, mit den fünf Verteidigern und der Staatsanwaltschaft zu einer Absprache zu kommen: Strafmilderung gegen ein umfassendes Geständnis.

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