Tarifrunde vorgezogen
Ab heute Verhandlungen in Metall- und Elektroindustrie
Frankfurt am Main / Berlin (dpa/ND-Meyer). Die vorgezogenen Tarifverhandlungen um Jobsicherung und Entgelte in der Metall- und Elektroindustrie beginnen heute. Man werde mit den Arbeitgebern in Neuss bei Düsseldorf zusammenkommen, erklärte der IG-Metall-Bezirksvorsitzende von Nordrhein-Westfalen, Oliver Burkhard, am Dienstag nach einer Vorstandssitzung seiner Gewerkschaft in Frankfurt. In den vorangegangenen Sondierungen zur Beschäftigungssicherung sei man bereits sehr weit gekommen, so dass man nun in aller Ruhe über das Entgelt sprechen könne.
Erstmals in ihrer Geschichte geht die IG Metall ohne eine konkret bezifferte Forderung in Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie mit ihren rund 3,4 Millionen Beschäftigten. Es müsse darum gehen, Beschäftigung zu sichern, erklärte der Erste Vorsitzende Berthold Huber am Dienstag nach der Vorstandssitzung. Statt einer konkreten Entgeltforderung verlangt die IG Metall mindestens eine Sicherung der Reallöhne. Eine Nullrunde soll es aber nicht geben.
»Die Betriebe stoßen an die Grenzen der Kurzarbeit«, erklärte die IG-Metall-Tarifexpertin Helga Schwitzer. Nachfolgelösungen müssten her. Bei der Jobsicherung, wie sie die IG Metall anstrebe, hätten alle Beteiligten Vorteile. Die Beschäftigten behielten ihren Job. Die Arbeitgeber »können Fachkräfte halten«. Die Politik spare Geld, »das sie sonst für mehr Arbeitslose zahlen müsste«, sagte Schwitzer. Derzeit arbeiten in der Branche nach Gewerkschaftsangaben rund 650 000 Menschen kurz.
»Sobald wir einen Termin haben«, werden auch in Baden-Württemberg die Verhandlungen beginnen, sagte Kai Bliesener, Sprecher der IG-Metall-Bezirksleitung gegenüber ND. Darin geht es auch um die Übernahme von Ausgelernten. Der geforderte Teillohnausgleich soll nach dem Willen der Gewerkschaft von Steuern und Abgaben befreit sein. Doch dazu müsse sich die Bundesregierung durchringen. »Das wäre ein wichtiges Signal, das die Bundesarbeitsministerin jetzt aussenden müsste«, so Bliesinger. Zudem sei ein solches Modell günstiger zu finanzieren als steigende Arbeitslosigkeit.
Arbeitgeberpräsident Martin Kannegießer sagte am Dienstag, die Betriebe bräuchten angesichts der weiterhin schwierigen Konjunktur in den nächsten Wochen »wirklich sehr schnell Planungssicherheit«.
Der Entgelttarifvertrag für die Metall- und Elektroindustrie läuft zum 30. April aus. Schon deshalb müssen die Tarifparteien jetzt schnell zu einer Einigung kommen – ansonsten steht die reguläre Tarifrunde an.
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