- Kommentare
- kommentiert
Geldzusage ohne Konzept
Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) versucht sich mit ihrem Vorschlag, zwei Millionen Euro in Projekte gegen Linksextremismus und Islamismus zu stecken, zu profilieren. Aber weitere Gedanken hat sie sich offensichtlich nicht gemacht. In der Fragestunde des Bundestags vergangene Woche konnte das Ministerium noch nicht einmal den Bedarf für solche Projekte schlüssig darlegen. Es bezieht sich lediglich auf Zahlen des Verfassungsschutzes über linke Gewalt in Berlin und Hamburg, der präventiv begegnet werden müsse.
Ein wesentlicher Aspekt des Aktionsprogramms »Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie – gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus« ist die Opferberatung. Als diese Programme 2001 starteten, gab es Initiativen und Strukturen, die sich schon jahrelang für Opfer rechter Gewalt einsetzten. Aber an welche Personenkreise in der Gesellschaft, die Opfer linker Gruppen werden könnten, denkt das Ministerium? Und an wen werden die Gelder fließen? An Projekte, die Nazis vor linken Angriffen schützen wollen? An Opferberatungsstellen, die sich um Besitzer von Nobelkarossen in Großstädten kümmern?
Schröders undifferenziertes Sprechen über »Extremismus« von links und rechts lässt die Motivation des jeweils dahinterliegenden politischen Handelns unberücksichtigt. Mit ihrer neuen Förderpolitik malt sie eine Gefahr von links an die Wand, die nicht real ist. Sie setzt nazistische Verbrechen an Menschen mit Brandstiftung an Autos gleich und verharmlost damit Faschisten und ihre rassistische, völkische und nationalsozialistische Programmatik.
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.