Erstes alpines Gold für Austria

Andrea Fischbacher schlägt Vonn im Super-G

  • Oliver Händler, Whistler
  • Lesedauer: 2 Min.

Kelly VanderBeek sollte eigentlich Medaillen für Kanada auf den Pisten des Whistler Mountain sammeln, doch ein Kreuzbandriss vor zwei Monaten verhinderte ihren Olympiastart vor Heimpublikum. Also entschied sie sich, als Olympiaorakel aufzutreten.

In einer Diskussionsrunde vor dem Super-G der Frauen wurde sie aufgefordert, ihren Siegertipp abzugeben. »Es wird doch sicher Lindsey Vonn?«, fragte der Moderator. »Nein«, antwortete VanderBeek knapp. »Dann wohl Maria Riesch?« »Nein.« Danach fiel dem Moderator nichts mehr ein. »Ich denke«, wurde Vander Beek etwas redseliger, »dass Andrea Fischbacher Großes leisten wird.«

Gesagt, getan. Endlich hat Österreich sein erstes Alpin-Gold dieser Spiele. Auf der anspruchsvollen Strecke hatten alle Fahrerinnen Probleme. »Es gab viele Geländeübergänge. Vor allem im oberen Teil habe ich zu viele Fehler gemacht«, sagte Maria Riesch, die mit ihrem achten Platz letztlich zufrieden war. In dieser Saison läuft es bei der Partenkirchnerin nicht so erfolgreich in der Disziplin, in der sie vor zwei Jahren noch den Weltcup gewonnen hatte.

Den hat in diesem Winter die US-Amerikanerin Vonn bereits zwei Rennen vor Schluss in der Tasche. Nach drei Saisonsiegen und dem Abfahrtslauf-Gold von Whistler reichte es diesmal immerhin zu Bronze. »Ich bin etwas zu vorsichtig gefahren«, erklärte Vonn, warum sie nach einem starken Start kontinuierlich Zeit auf Fischbacher und die zweitplatzierte Slowenin Tina Maze verlor. »Ich habe mitbekommen, dass viele Läuferinnen Probleme hatten, und da habe ich zu viel auf meine Linie geachtet. Aber ich habe schon meine Goldmedaille, da kann ich mich über Bronze sehr freuen.«

Ganz anders ging die neue Olympiasiegerin Andrea Fischbacher ihr Rennen an. »Ich habe vor ein paar Wochen in St. Moritz gemerkt, dass ich mit einem perfekten Rennen auch Vonn schlagen kann«, meinte die 24-Jährige. »Also bin ich voll auf Angriff gefahren. Ganz perfekt war es zwar nicht, aber hier ist keine fehlerfrei runtergekommen.« Eine Überraschung war ihr Sieg aber nicht, war sie doch im letzten Rennen vor Olympia auf Platz zwei gefahren.

Fischbacher liegt die Schnelligkeit im Blut, schließlich ist sie eine Großcousine zweiten Grades von Doppel-Olympiasieger Hermann Maier. Der war 1998 zu Super-G-Gold in Nagano gerast. Zu einer Zeit, als es den österreichischen Speedfahrern noch besser ging. Im Super-G der Männer war Benjamin Raich auf Platz 14 der beste Austria-Fahrer. Die Medien daheim ließen kein gutes Haar am Alpinteam. Nach Fischbachers Goldlauf herrscht nun große Erleichterung.

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