US-Befehlshaber entschuldigt sich

»Gründliche Untersuchung« nach Tod von 27 Zivilisten in Afghanistan

  • Lesedauer: 2 Min.
Nach dem Tod von 27 Zivilisten bei einem NATO-Luftangriff im Süden Afghanistans hat ein Anschlag Aufständischer weitere Opfer unter der Zivilbevölkerung gefordert.

Kabul (dpa/ND). Bei der Detonation einer Bombe in einem Busbahnhof in der südafghanischen Stadt Laschkarga seien am Dienstag sieben Zivilisten getötet worden, sagte ein Sprecher der Regierung der Provinz Helmand. 14 Zivilisten seien bei dem Anschlag in der Hauptstadt der Provinz verletzt worden. Der Sprecher machte »Feinde Afghanistans« für die Tat verantwortlich.

Der Kommandeur der Internationalen Schutztruppe ISAF, US-General Stanley McChrystal, entschuldigte sich nach dem NATO-Luftangriff, der 27 Zivilisten tötete, bei der afghanischen Bevölkerung. »Ich habe eine gründliche Untersuchung in Gang gesetzt, um zu verhindern, dass so etwas noch einmal passiert«, sagte McChrystal nach einer Mitteilung der ISAF vom Dienstag in einer Videobotschaft. »Ich habe unseren Truppen klar gemacht, dass wir hier sind, um die Afghanen zu schützen.« Nach Angaben der afghanischen Regierung waren unter den Toten am Sonntag in der Provinz Daikundi vier Frauen und ein Kind.

Am Montag waren bei einem Anschlag auf Provinzbeamte in der ostafghanischen Provinz Nangarhar 15 Menschen getötet worden, auch hier waren fast alle Opfer Zivilisten. Präsident Hamid Karsai verurteilte den neuesten Anschlag vom Dienstag in Helmand. Er nannte die Täter »Feinde der afghanischen Menschen und ihrer Religion«. In Helmand hatte in der vorvergangenen Woche die bislang größte Offensive gegen die Taliban seit dem Sturz ihres Regimes Ende 2001 begonnen. US-Generalstabschef Michael Mullen sagte zu der Operation, der Fortschritt dort gestalte sich »etwas langsamer als erwartet«.

US-Verteidigungsminister Robert Gates sagte zu den zivilen Opfern: »Woran wir uns erinnern müssen ist, dass wir uns im Krieg befinden.« McChrystal unternehme alles, um zivile Opfer zu verhindern. »Aber es ist auch eine Tatsache, dass sich die Taliban unter Zivilisten mischen und sie zur Deckung benutzen.«

Bei der »Operation Enduring Freedom« gegen den Terrorismus und beim Einsatz der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF kamen bisher nach Zählung eines unabhängigen Internetdienstes 1000 US-Soldaten ums Leben. Rund 90 Prozent davon starben in Afghanistan, wie aus der Statistik von icasualties.org hervorgeht. Seit Jahresbeginn starben demnach 52 US-Soldaten in Afghanistan.

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