Zuhause geht gar nichts

Hertha BSC verliert gegen Hoffenheim 0:2

  • Mark Wolter
  • Lesedauer: 3 Min.

Ralf Rangnick hatte Überraschendes zu verkünden: »Fest steht nach diesem Spiel, dass wir nicht mehr absteigen können.« So der Trainer von 1899 Hoffenheim nach dem 2:0-Erfolg bei Hertha BSC. Für die Berliner und ihren Coach Friedhelm Funkel, die mit einem Heimsieg zum ersten Mal seit dem 6. Spieltag die »Laterne« des Tabellenletzten abgeben wollten, ist dieses Ziel wieder etwas weiter in die Ferne gerückt und so blieben nur die üblichen Durchhalteparolen. »Es soll keiner glauben, dass wir ungeschlagen durch die Rückrunde kommen. Das war ein Rückschlag, aber der Kampf geht weiter«, sagte Funkel.

Bei seinen Hertha-Spielern war hingegen nach dem Abpfiff jegliche Form von Optimismus verflogen. »Wir haben alles gegeben, aber es hat nicht gereicht«, gab Kapitän Arne Friedrich ernüchtert zu. »Es ist ganz bitter, dass wir jetzt wieder mit leeren Händen dastehen.« Besonders frustrierend war für die Berliner, dass sie die Chance auf einen Sieg wieder einmal selbst verspielt hatten. 30 Minuten lang hatten sie die ebenfalls verunsicherten Hoffenheimer in die eigene Hälfte gedrückt, beste Torchancen aber vergeben. »Wir haben die Geschenke am Anfang nicht angenommen und wurden dafür bestraft«, sagte Funkel.

»Die erste halbe Stunde war das Beste, was wir in dieser Saison gespielt haben«, meinte Herthas Steve von Bergen. Nach dem 0:1 von Demba Ba in der 35. Minute spielte seine Mannschaft aber genauso ideenlos wie in den meisten anderen Minuten dieser Spielzeit – auch, weil der Überraschungs-Herbstmeister der vergangenen Saison mit der Führung die Sicherheit wiederfand. »Wir haben so gut verteidigt wie lange nicht«, sagte Trainer Rangnick. »Dass wir nach einem Sieg aus den letzten elf Spielen Hertha nicht aus dem Stadion schießen, war klar. Aber das war ein Schritt zurück zu dem Spiel, das uns charakterisiert.«

Für das Tabellenschlusslicht war die Niederlage nach dem Hoffnung entfachenden jüngsten Erfolg in Freiburg ein herber Rückschlag. »Der unbedingte Wille, den Ausgleich zu erzielen, hat zu viel Hektik reingebracht«, versuchte Funkel eine Begründung zu finden. Ausgerechnet im eigenen Stadion geht für die zum Punkten verdammten Berliner mit Erfolgsdruck und Erwartungshaltung fast gar nichts. »Wir hatten schon gegen Bochum, Mönchengladbach und Mainz gute Chancen zu gewinnen«, beschrieb von Bergen das Dilemma. In den vorigen Heimspielen der Rückrunde gab es trotz zahlreicher Siegchancen nur Unentschieden, auf einen Erfolg im Berliner Olympiastadion warten die Hertha-Fans schon seit dem 1:0 gegen Hannover am 1. Spieltag. »Ein Heimsieg ist natürlich viel zu wenig«, sagte Friedrich.

Trainer Friedhelm Funkel glaubt dennoch an die Rettung: »Es ist nach wie vor alles offen.« Tatsächlich ist die ebenfalls schwächelnde Konkurrenz noch einzuholen. Dafür muss im nächsten Heimspiel gegen Abstiegskandidat Nürnberg aber der zweite Saisonerfolg auf eigenem Platz her. Steve von Bergen äußerte sich vorsichtig: »Wir können nicht planen, wo wir die Punkte holen. Deshalb wollen wir erstmal in Hamburg angreifen.«

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