»Xynthia« zog Spur der Zerstörung

Orkantief in Europa: Über 60 Tote und Millionenschäden / Frankreich am schlimmsten betroffen

  • Lesedauer: 3 Min.
Verheerende Bilanz nach dem Orkantief »Xynthia«: Insgesamt über 60 Tote in Europa sowie Schäden in Millionenhöhe. Unterdessen normalisiert sich die Verkehrslage.

Berlin/Paris (Agenturen/ND). Allein in Frankreich riss der schwerste Sturm der vergangenen zehn Jahre nach Angaben des Zivilschutzes mindestens 51 Menschen in den Tod. Bis zu 180 Stundenkilometer schnelle Böen rasten am Sonntag auch über Deutschland. Sieben Menschen starben. Auf Straßen, Schienen und in der Luft brach ein Verkehrschaos aus.

Am Montag normalisierte sich die Lage langsam. Überall wurden kubikmeterweise Holz, demolierte Autos, herausgerissene Verkehrsschilder und herabgestürzte Dachziegel aufgeräumt. Für Schätzungen der Schadenshöhe sei es noch zu früh, teilten die Versicherungen Münchner Rück und Allianz mit. Allein in Rheinland-Pfalz müssten Reparaturen im Wert von zwei Millionen Euro in Auftrag gegen werden, hieß es.

Besonders schlimm war »Xynthia« über die französische Atlantikküste hereingebrochen. Staatspräsident Nicolas Sarkozy ließ sich am Montag über die Küste des Verwaltungsbezirkes Vendée fliegen, dort, wo der Orkan am stärksten wütete. Besonders schlimm hat es die beiden Ortschaften L'Aiguillon-sur-Mer und La-Faute-sur-Mer erwischt, wo die Rettungskräfte bis Sonntagabend schon 26 Tote bargen. In den Siedlungen, die zwischen der erhöhten Eisenbahntrasse und dem Deich liegen, stand das Wasser auch am Tag danach, weil es nicht ablaufen konnte. Die Feuerwehr fing bei Regen mit dem Abpumpen an. Sarkozy kündigte Hilfen in Höhe von drei Millionen Euro an. Er wollte die betroffenen Regionen zu Katastrophengebieten erklären lassen, damit Versicherungen schneller Entschädigungen zahlen. Gegen Mittag waren in Frankreich noch etwa 220 000 Haushalte ohne Strom. In Nordspanien und Portugal gab es vier Tote. In Belgien wurde ein Mann im Garten von einem Baum erschlagen.

In Deutschland wütete der Sturm am schlimmsten in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg. Dort wurden selbst im Flachland bis zu 133 Stundenkilometer schnelle Böen registriert.

Gemessen an der Zahl der Opfer war »Xynthia« ein schlimmerer Orkan als »Kyrill« (2007) mit 47 Toten. »Lothar« hatte im Dezember 1999 nach Angaben der Münchner Rück europaweit 110 Menschen in den Tod gerissen, andere Quellen nennen eine geringere Opferzahl. Die Forstschäden halten sich diesmal in Grenzen.

In einigen Regionen Deutschlands, darunter in ganz Nordrhein-Westfalen und im Saarland, war der Zugverkehr am Sonntag komplett eingestellt worden. Tausende Fahrgäste saßen fest. Bahnmitarbeiter hatten in der Nacht die verwüsteten Gleise wieder freigeräumt. Langsam löste sich am Montag der Stau gestrandeter Züge auf. Auch auf dem Frankfurter Flughafen gab es am Montag noch Verspätungen. In den Morgenstunden wurden 21 Flüge gestrichen, teilte eine Sprecherin des Flughafenbetreibers Fraport mit. Am Sonntag waren auf dem Airport 242 von 1270 Starts und Landungen ausgefallen.

Die meisten größeren Straßen waren bundesweit am Montag wieder befahrbar. In Rheinland-Pfalz jedoch, das die Naturgewalten mit voller Wucht abbekommen hatte, waren noch zahlreiche Verkehrswege unbefahrbar.

»Xynthia« war in der Nacht zu Montag die Puste ausgegangen, das Tief zog am Montag nach Osten ab. Der Deutsche Wetterdienst warnte nur noch vor Orkanböen auf dem Brocken. Wegen der starken Regenfälle, die »Xynthia« mitbrachte, steigen die Pegel der Flüsse weiter an.

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