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Die Disziplinierer
Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou kann einem leid tun. Erst muss der Sozialdemokrat das Finanzdesaster der konservativen Vorgängerregierung ausbaden. Nun hat er noch wie ein Bittsteller bei den mächtigen Euro-Brüdern Deutschland und Frankreich Rapport zu erstatten. Die Reaktionen könnten unterschiedlicher nicht sein – Kanzlerin Merkel lobt das harte Sparpaket, das die einfachen Griechen zur Kasse bittet, und zwar als »ersten Schritt«; Frankreichs Staatschef Sarkozy dagegen sichert Papandreou EU-Solidarität zu.
Dies ist aber nicht das »Good-Cop-Bad-Cop«-Spiel aus einem billigen TV-Krimi. Hinter der unterschiedlichen Wortwahl schimmern die massiven Diskrepanzen durch, die den Euroraum in der griechischen Schuldenkrise lähmen. Paris setzt immer noch auf eine enge wirtschaftspolitische Koordinierung, die man seinerzeit vor der Euro-Einführung auf deutschen Druck fallen ließ und die die aktuellen Probleme hätte verhindern können. Berlin dagegen predigt den Sparzwang.
Auch das hektische Zusammenschustern eines EU-Währungsfonds kann das Versagen Europas nicht übertünchen. Hätte man die Finanzmärkte besser reguliert, bräuchte man keine zusätzliche Institution. Zu allem Übel wollen die Monetaristen in Berlin und anderswo ihn als weiteres fiskalisches Disziplinierungsinstrument aufbauen. Solidarität mit den kleinen Euro-Ländern sähe anders aus.
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