- Kommentare
- Standpunkt
Kriegskultur
Mit der Zahl der Toten im Krieg, der nun zumindest »umgangssprachlich« auch in Afghanistan herrscht, wächst immer auch deren politische Dimension. Zu dieser Dimension gehört, den Tod ideologisch und ästhetisch zu überhöhen. Durch Worte und Bilder. Durch die Massenmedien. Fernsehnachrichten zeigen einem Millionenpublikum die auf Panzern präsentierten Särge. Davor die Soldaten – »mit versteinerten Mienen angetreten« (»Bild«). Der zuständige General findet bei seiner Rede martialische Worte: »Ihr Tod darf nicht vergebens sein! Wir geben nicht klein bei. Wir werden weiter kämpfen und wir werden gewinnen!«
Ohne Sieg kein Sinn? Und der Sinn des Siegs? Über wen und wofür eigentlich? Dies sind die Fragen, die sich nach dem Tod weiterer Bundeswehrsoldaten in Afghanistan und nach dem von Bundeswehrsoldaten verschuldeten Tod weiterer afghanischer Soldaten für die deutsche Politik stellen. Stattdessen ist eine bizarre Debatte entbrannt um Kampfhubschrauber, Aufklärungsdrohnen und Artillerieunterstützung. Derweil beklagt der Historiker Manfred Hettling die unterentwickelte öffentliche und politische Trauerkultur in Deutschland. »Aber verschämte Ersatzlösungen helfen auch nicht weiter«, so der Professor an der Universität Halle-Wittenberg.
Nur gemach. Wenn der Krieg durch Politik und Medien erst hinreichend kultiviert ist, werden die Deutschen auch wieder lernen, öffentlich zu trauern – kulturvoll.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.