Abzug

  • Bernd Zeller
  • Lesedauer: 2 Min.
Vignette: Bernd Zeller
Vignette: Bernd Zeller

Die bisher in die Debatte um Afghanistan eingebrachten Argumente für einen Abzug der Bundeswehr basieren im Wesentlichen auf einer pazifistischen Grundhaltung, das heißt, man ist gegen jeden Krieg und deshalb auch gegen diesen, denn zum Krieg gehören immer zwei, mindestens, und ohne die andere Kriegspartei ist die eine auch keine, entsprechend dem Brecht-Zitat »Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin.« Wie Brechts Gedicht weitergeht, steht im Internet.

Da aber heutzutage alles vertreten werden kann und jede Auffassung in die Diskussion gelangt, ist auch zu überprüfen, welche Gründe für einen Abzug sprechen, wenn man von anderen Prämissen ausgeht, etwa von der Annahme, es gäbe wirklich eine Freiheit und sie würde am Hindukusch verteidigt.

Ein starkes Argument liegt darin, dass man die Taliban stärker bekämpfen würde, indem man den Drogenanbau unterbindet. Ob das ohne militärische Unterstützung möglich ist, kann dahingestellt bleiben, da es mit ihr jedenfalls nicht einmal versucht wird.

Schwerer wäre der Stopp der Versorgung mit Drogen den Endverbrauchern zu kommunizieren, die im Konsum ihre Selbstverwirklichung sehen und ihn als ihr gutes Recht betrachten, das ihnen der Staat streitig machen will, so dass man ihnen auch nichts von grundgesetzlich garantierten Freiheitsrechten und deren Schutz zu erzählen braucht.

In die Betrachtungen ist die Frage einzubeziehen, ob man die Sicherheit eines Landes tatsächlich durch Bemühungen zur Demokratisierung erhöht, selbst wenn sie glücken. Westeuropa liefert dafür jedenfalls kein Beispiel. Bei uns machen sich Demokratie- und Politikverdrossenheit breit, zumal auch für uns zutrifft, was man über Afghanen sagen kann, dass nämlich die meiste Zeit der Geschichte keine Demokratie bestand und somit auch keine demokratische Tradition, geschweige denn Kultur, verwurzelt ist. Lediglich in Anfangszeiten gab es gewisse Phasen der Hoffnung, doch auch eine solche ist in Afghanistan bereits vorüber.

Ein Argument indes müsste auch Militaristen überzeugen. Da die ISAF-Truppen größere Aktionen vierundzwanzig Stunden vorab bei den afghanischen Behörden anmelden müssen, können sich die Taliban nur beleidigt fühlen, wenn sie lediglich informiert werden, aber kein Widerspruchsrecht haben. Bevor wir uns so blöd präsentieren, sollten wir lieber gleich heraus.

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