Inter feiert den fünften »Scudetto« in Folge

Meister in Italiens Serie A: Die Mailänder halten am letzten Spieltag den AS Rom auf Distanz

  • Tom Mustroph, Rom
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Unterkiefer geht lang nach unten. Die Zähne blitzen. Der Mund ist etwas schief gedehnt. Diego Milito setzt wieder sein Sylvester-Stallone-Lachen auf. Der Argentinier hat mit seinem Treffer zum 1:0 beim Absteiger Siena seinen Arbeitgeber Inter Mailand in den Himmel der Glückseligkeit gehoben. Klubbesitzer Massimo Moratti befreit sich stürmisch von seiner Regenjacke und nimmt seinen Sohn in die Arme. »Das ist der Titel, bei dem ich am meisten gelitten habe«, sagt Moratti senior später, als er sich etwas gefangen hat.

Auch Trainer José Mourinho ist gerührt. Er wischt sich ein paar Tränen aus dem Gesicht, knurrt kurz – »Ich mag es nicht, erst am letzten Spieltag zu gewinnen« – und überlässt dann das Feld seinen Spielern. Der glücklichste unter ihnen ist Milito. Sein 22. Saisontreffer hat nicht nur Inter den fünften Scudetto in Folge beschert. Er hat auch aus dem lange unter Wert gehandelten Argentinier einen Weltstar gemacht. Mit 30 Jahren holt er seinen ersten großen Titel. »Das ist der schönste Moment in meinem Fußballerleben«, sagt er.

Milito stellte in dieser Saison Arbeitssiege sicher, trug seinen Teil beim 4:0-Schaulaufen im Derby gegen den AC Mailand bei und entschied große Spiele wie beim sensationellen 3:1 gegen den FC Barcelona, als er ein Tor schoss und die beiden anderen vorbereitete. Vor allem ist er aber ein Mann für Finalspiele. Vor dem 1:0 gegen Siena, gelang ihm schon der Siegtreffer im Pokal gegen AS Rom. Für das Champions-League-Finale hat er ein weiteres Tor angekündigt. Ungewöhnlich große Sprüche für den scheuen Argentinier.

Milito ist einer der Schlüsselspieler des Meisters. Mit ihm, Samuel Eto'o und Wesley Sneijder ist das Offensivspiel von Inter variabler geworden. Wenn Milito nicht trifft, dann eben Eto'o – zwei Kollegen, keine Rivalen. Dass Milito nun im Rampenlicht steht, neidet ihm Eto'o nicht.

Dieser kollektive Zusammenhalt ist neben der individuellen Klasse ein wichtiges Erfolgsmoment bei Inter. »Ich weiß nicht, was Mourinhos Geheimnis ist. Aber es ist ihm gelungen, uns als Gruppe zusammenzuschweißen«, konstatiert der Niederländer Sneijder.

Dass Inter die Meisterschaft nicht schon früher entschieden hat, ist allein dem AS Rom zu verdanken. Dem am dritten Spieltag verpflichteten Claudio Ranieri ist es gelungen, eine Mannschaft, die am Ende einer Ära schien, noch einmal neu zu motivieren und mit ihr eine beeindruckende Aufholjagd zu starten.

Die Trainerfrage wird vor der kommenden Saison vierlorts neu gestellt werden. Bei Inter wird schon längst über Mourinhos Weggang zu Real Madrid spekuliert. Der AC Milan trennt sich von Leonardo. Sampdoria sucht Ersatz für Luigi Delneri, der Juventus Turin durch die Qualifikation zur Champions League bringen soll. Erfolg ist in der Serie A keine planbare Größe, sondern eine Lotterie.

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