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Offener Brief, offene Antwort
Die Bayern spielen in dieser Saison herrlichen Fußball. So herzerfrischend, so offensiv, dass sich viele mehr aufs Finale morgen freuen als auf die WM. Und gerade jetzt, wo selbst der eingefleischte Bayern-Gegner ins Grübeln kommt, erreichte uns gestern dieser »Offene Brief« vom FC Bayern:
»Liebe Bayern-Anhänger, liebe Fußball-Fans in ganz Deutschland, wir haben es schon weit gebracht: Deutscher Meister und Pokalsieger 2010, das alles mit Fußball, der Ihnen und uns viel Freude und Spaß gemacht hat. Noch haben wir ein ganz, ganz großes Ziel vor Augen: den Gewinn der UEFA Champions League!
Wir sind heute schon in Madrid. Wir wissen und fühlen, dass uns Millionen von Fußballfans zuhause in Deutschland gedanklich begleiten. Die Bayern-Fans, aber auch viele Fußballfreunde, die uns sonst vielleicht eher neutral sehen. Samstagabend sollten wir alle »Bayern« sein, das wünschen wir uns.
Wir werden im Bernabeu-Stadion alles geben, für uns, den FC Bayern und letztlich auch für Deutschland. Mit einem Sieg über Inter Mailand erkämpfen wir uns den 4. Champions League-Platz für die Bundesliga zurück.
Wir haben einen Traum. Träumt ihn mit uns!
Mannschaft & Trainer des FC Bayern München.«
Oh Gott, Bayern! Wem ist denn bei Euch der Gaul durchgegangen? So viel Pathos, so viel Ergriffenheit vom eigenen Werk. Millionen begleiten Euch »gedanklich« – jaja! Ihr werdet alles geben, »letzlich für Deutschland« – na klar doch!
Wozu soll dieses schleimige Schreiben gut sein? Das versteht kein Bayernfan und erst recht keiner jener »Fußballfreunde, die Euch sonst vielleicht eher neutral sehen«. Solche wie ich. Spielt morgen einfach Fußball – so schön wie bisher! Dann vergeben wir Euch vielleicht sogar diesen Brief!
Viele Grüße nach Madrid,
Jirka Grahl
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