Der »Zar« ist der Star

Eishockey-WM: Alle wollen Owetschkin sehen

  • Christian Hollmann, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

In Badelatschen im Kölner WM-Hotel kann Alexander Michailowitsch Owetschkin niemanden erschrecken, auf Schlittschuhen aber ist Russlands Wunderstürmer der Albtraum jeder Abwehrreihe. Der »Eishockey-Zar« ist der Superstar dieser Weltmeisterschaft. Vor allem wegen seiner Kunst strömen seine Landsleute in Scharen in die Kölner Arena. Auch das Viertelfinale gegen Olympiasieger Kanada gestern war wieder ein »Heimspiel« für die »Sbornaja«.

»Diese Atmosphäre ist großartig«, sagte Owetschkin jüngst. Ansonsten redet der Torjäger der Washington Capitals nicht viel. In der Lobby des russischen Quartiers sieht man ihn beim Zeitunglesen, Interviewanfragen aber lässt er kühl abblitzen. Der Spieler mit der Nr. 8 spricht lieber auf dem Eis. In der nordamerikanischen NHL nennen sie ihn »The Great Eight« – die großartige Acht.

Zweimal hintereinander wurde er in der stärksten Liga der Welt zuletzt zum wertvollsten Spieler des Jahres gewählt, auch in dieser Saison ist er neben dem Kanadier Sidney Crosby und dem Schweden Henrik Sedin wieder nominiert. Sogar US-Präsident Barack Obama zählt zu den »Owi«-Fans. »Er ist unglaublich. Und als Einwohner von Washington profitiere ich ganz besonders von ihm«, schwärmte der Staatschef unlängst.

Owetschkin hat die perfekte Mischung aus Eleganz und knallhartem Körpereinsatz gefunden, vor dem Tor lässt er wenige Chancen ungenutzt. Vor allem gekränkter Stolz hat den Linksaußen nach einer kräftezehrenden NHL-Saison und dem enttäuschenden Play-off-Aus mit den Capitals nach Köln verschlagen. Nach der 3:7-Schmach im Olympia-Viertelfinale gegen Kanada sollen sich die Russen-Stars noch in der Kabine von Vancouver versprochen haben, bei der WM Wiedergutmachung zu leisten. Kein Wunder also, dass Trainer Wjatscheslaw Bykow auch Top-Stars wie Jewgeni Malkin, Pawel Dazjuk und Alexander Sjomin an Owetschkins Seite stellen konnte.

Der Fixpunkt aber bleibt Owetschkin. Kommt er aufs Eis, wird es laut. Sitzt er auf der Strafbank, drängen sich die Fans hinter dem Plexiglas um ein Foto. Und Owetschkin zahlt die Zuneigung zurück, holt für sein Land noch einmal alles aus sich heraus. »Ich bin sehr stolz, Russe zu sein. Wir sind wahrscheinlich das beste Land der Welt«, erklärte er schon bei Olympia. »Alles ist einfach das Beste bei uns – Eishockeyspieler, Autos, Frauen.«

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